Reformationsbotschafterin über die Ökumene

Käßmann: Einheitskirche wäre langweilig

Veröffentlicht am 23.08.2017 um 11:40 Uhr – Lesedauer: 
Reformation

München ‐ Eine Einheitskirche wäre nach Ansicht von Margot Käßmann so langweilig wie eine Einheitspartei. Dennoch hat sie Ziele im Bezug auf die Ökumene und sagt, was sie an der katholischen Kirche bewundert.

  • Teilen:

Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hält Einheit im Sinne von kompletter Gleichheit in Bezug auf die beiden großen Kirchen für nicht hilfreich. Verschiedenheit sei auch anregend und kreativ, sagte die evangelische Theologin im Interview der Zeitschrift des Bayerischen Jugendrings "juna". Sie wünsche sich ein "Versöhntsein in aller Unterschiedlichkeit, dass wir miteinander Abendmahl feiern können". Das Konzept von einer versöhnten Verschiedenheit hält Käßmann für tragfähig. Denn eine Einheitskirche erscheine ihr genauso langweilig wie eine Einheitspartei.

An der katholischen Kirche bewundere sie, dass sie trotz innerer Vielfalt Weltkirche geblieben sei, sagte die Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsgedenken. An den Kirchen der Reformation dagegen möge sie die Vielfalt, dass Ämter auch von Frauen ausgeübt würden und Laien in Synoden und anderen Leitungsgremien genauso viel Entscheidungsbefugnis hätten wie Ordinierte.

Jugendlichen zuhören

In Bezug auf eine Aktualität der Lehre Martin Luthers (1483-1546) sagte Käßmann, dass es wichtig sei, dass es ihm um einen gebildeten Glauben gehe; "einem Glauben, der Fragen stellen darf, ja soll". Gerade angesichts von Fundamentalismus sei eine solche Haltung heute wichtig. Viele Menschen hätten vergessen, dass die Bibel für Luther im Zentrum stehe. Über sie finde er Orientierung.

Käßmann zeigte sich als Fürsprecherin junger Leute. Wegen der eigenen Erfahrung, nicht gehört zu werden, "weil ich jung war", habe sie später versucht, Jugendlichen zuzuhören und ihre Perspektive wahrzunehmen. "Mich hat das oft gestört, dass in der Kirche erst jemand etwas gilt, der über 50 ist. Da bist du in der Wirtschaft schon beim alten Eisen." (KNA)