André Uzulis über den Friedensvertrag in Kolumbien

Schwierige Zukunft nach historischem Akt

Veröffentlicht am 28.09.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ André Uzulis über den Friedensvertrag in Kolumbien

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Es gibt sie noch die guten Nachrichten im Strom bedrückender Meldungen aus Syrien und anderer Krisenregionen. In Kolumbien haben die Regierung und die FARC-Rebellen nach 50 Jahren blutiger Auseinandersetzungen einen mühsam ausgehandelten Friedensvertrag unterzeichnet. Es ist ein Akt, den man historisch nennen muss. Denn damit geht der längste Konflikt auf dem amerikanischen Kontinent zu Ende. Mehr als 220.000 Menschen sind in dem Krieg getötet worden, Millionen wurden verletzt und vertrieben.

Die Guerilleros müssen nun in das Zivilleben integriert werden. 50 Jahre Feindschaft lassen sich nicht leicht überwinden. Viele Kolumbianer, die unter dem Terror der FARC gelitten haben, sind nicht glücklich damit, dass viele derjenigen, die in dem Konflikt Verbrechen begangen haben, nun womöglich mit milden Strafen davonkommen.

Wie schwierig die Integration einer Guerilla-Bewegung in das zivile Leben ist, zeigt das Beispiel El Salvador. Dort hatte 1992 die Guerilla FMLN Frieden mit der Regierung geschlossen. Die FMLN wandelte sich in eine politische Partei um und stellte bereits sogar den Staatspräsidenten. Doch auf beiden Seiten des Konflikts – Guerilla und Militär - war eine Generation herangewachsen, die sich nur im Töten von Menschen auskannte. Während die politische Integration der ehemaligen Guerilla klappte, war die gesellschaftliche ein Desaster. Heute versinkt El Salvador in einem Blutbad rivalisierender Mörderbanden, den Maras. Die Kriminalität ist das direkte Erbe des Krieges.

Für die FARC-Mitglieder sind jetzt Programme notwendig, damit wirklich Frieden einkehrt in Kolumbien. Echte Versöhnung, mit Ausbildungs- und Arbeitsprogrammen. Wirtschaft, Gesellschaft und auch die katholische Kirche müssen größte Anstrengungen unternehmen, um diesen Menschen eine friedliche Perspektive zu bieten. Das wird ein  enormes Stück Arbeit. Mindestens so schwer wie die Beendigung des Bürgerkrieges. Aber ebenso lohnend, und ohnehin alternativlos.

Von André Uzulis

Der Autor

Dr. Andre Uzulis ist Pressesprecher und Kommunikationschef des Bistums Trier.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.