Elend und Verzweiflung
"Haiyan" war einer der gewaltigsten Taifune, die je Land erreichten. Auf dem Weg nach Vietnam schwächte er sich deutlich ab und soll dort am Montag nur noch als tropischer Sturm die Küste erreichen. Hunderttausende Menschen, die bereits in Sicherheit gebracht worden waren, durften in ihre Häuser zurückkehren.
Auf der verwüsteten philippinischen Insel Leyte sei ein Lasterwagenkonvoi mit Versorgungsgütern 20 Kilometer südlich von Tacloban gestoppt und geplündert worden, berichtete Rotkreuz-Chef Richard Gordon im Fernsehen. Die Notpakete hätten 5.000 Familien versorgen sollen. "Es ist chaotisch in Tacloban", sagte Roger Marcado, Gouverneur der Nachbarprovinz Southern Leyte, im Fernsehen. "Geschäfte werden geplündert, und die Menschen versuchen sogar, Geldautomaten zu knacken." Ein Ladenbesitzer stand mit gezückter Pistole vor seinem Laden, um Plünderer abzuschrecken.
Verheerende Verwüstungen
Wie Bilder aus der Region zeigen, ist die Verwüstung verheerend. Kilometerweit sind nur noch Trümmerhaufen zu sehen, wo einst Hütten und Häuser standen. Große Frachtschiffe wurden in Tacloban mit der meterhohen Sturmflut an Land gespült. Entlang der Straßen liegen überall Leichen, notdürftig mit Planen abgedeckt. Angehörige sind nicht in Sicht. In den Trümmern suchen Familien nach Essbarem. Immer wieder regnet es heftig. Familien mit Kleinkindern kauern unter Zeltplanen, die sie notdürftig als Dach aufgespannt haben.

Papst Franziskus während seiner ersten Generalaudienz.
Präsident Benigno Aquino machte sich in der Region ein Bild von der Verwüstung und den Hilfsmaßnahmen. Er zeigte sich verärgert, dass die Katastrophenschutzbehörden trotz Wetterwarnungen nicht mehr Menschen besser geschützt haben, wie ein lokaler Radiosender berichtete. Die Katastrophenhilfe lief zwar an, aber zerstörte Flughäfen, beschädigte Häfen und kaputte oder verschüttete Straßen machen die Verteilung der Hilfsgüter zu einem logistischen Alptraum. Hunderttausende Menschen warten weiterhin dringend auf Hilfe.
Nach Angaben der philippinischen Regierung waren 4,3 Millionen Menschen von der Naturkatastrophe betroffen. 800.000 waren aus ihren Häusern geflüchtet. Viele von ihnen dürften ihr Hab und Gut verloren haben. 330.000 harren in Notunterkünften aus.
Papst ruft zum Gebet auf
Das Rote Kreuz rief im ganzen Land zu Spenden auf und suchte nach Freiwilligen, um Nothilfepakete für Familien zu packen. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel haben auch Neuseeland, Australien und die USA Hilfe zugesagt. Aus Deutschland ist unter anderem bereits ein Vorausteam des Technischen Hilfswerkes (THW) in das Katastrophengebiet unterwegs. Papst Franziskus rief am Samstag über Twitter zum Gebet für die Opfer der Katastrophe auf. "Ich bitte euch alle, euch meinen Gebet für die Opfer des Taifuns Haiyan anzuschließen", schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Caritas international erklärte, die lokale Caritas auf den Philippinen werde gemeinsam mit amerikanischen und englischen Caritaspartnern vor Ort erste Nothilfemaßnahmen treffen. Unter anderem sollten für 8.000 Familien Schutzplanen zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus machten die lokalen Partner eine Bestandsaufnahme vor Ort, um die weiteren Nothilfeprojekte zu planen, so das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes. Neben akuter Überlebenshilfe werde auch der Wiederaufbau eine große Herausforderung sein, da viele mittellose Familien ihr Dach über dem Kopf verloren hätten. (mit Material von dpa)
Von Steffen Zimmermann