Ein Rückblick auf die katholische Woche von Alexander Brüggemann

Die Wurst macht‘s

Veröffentlicht am 04.02.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Ein Rückblick auf die katholische Woche von Alexander Brüggemann über die "Luther-Wurst"

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Den Ring der Reformationsjubiläumsvermarktung fest geschlossen. "SIE ist da!!!" – so bejubelt die Naturfleisch GmbH Rennsteig Oberweißbach ihre eigene "Innovation" zum Lutherjahr 2017. "SIE" ist die LUTHER-SALAMI. Dieses innovative Gourmet-Produkt aus dem Thüringer Wald ist jetzt endlich auch im Online-Shop erhältlich. Bei der Grünen Woche in Berlin erhielt Ministerpräsident Bodo Ramelow ein Rezensionsexemplar. Faria, faria, ho! Lustig ist es im Thüringer Wald, wo des Zigeuners Aufenthalt…

Weil aber alles ein Ende und nur die Wurst zwei hat, schalten wir schnell um in die Schweiz. Dort gab der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes Gottfried Locher eine kuriose Wurstempfehlung für Reformierte. Bei einem Vortrag in Rheinfelden im Kanton Aargau griff er auf die historische Begebenheit zurück, als die Reformatoren um Zwingli in der Fastenzeit 1522 in Zürich demonstrativ Wurst aßen, um die Geistlichkeit zu provozieren. Locher mahnte die Reformierten von heute, weniger streng mit sich selbst zu sein und katholischer zu werden, um freie Christen im Sinne Zwinglis zu bleiben. Luther-Salami für Reformierte aus dem Thüringer Online-Shop. Treiben wir die Zigeunerkunst, ha’m wir den Taler schon wieder bei uns. Faria, faria, faria, faria, faria, faria, ho!

Nun haben leider weder Lutheraner noch Reformierte die Möglichkeit, in drängenden Wurstfragen den zuständigen Heiligen anzurufen. Katholiken dagegen kennen gleich eine ganze Innung an Schutzpatronen der Metzger: Andreas, Antonius den Großen, Barbara, Bartholomäus, Corona, Johannes, Lazarus von Bethanien, Lukas, die Muttergottes, Matthias, Nikolaus von Myra und den Papstvorgänger Petrus.  Alle Patrone zusammen schützten allerdings diese Woche Erzbischof Koch nicht vor einem wütenden Landwirtschaftsminister, nachdem der Berliner Oberhirte die Wurst-(Produktions-)Thematik in den Mund genommen hatte. Wohl bekomm’s…

Hackfleisch macht derzeit der neue US-Präsident in Wa-Schink-ton. Donald Trump regiert sein Land im 140-Zeichen-Takt; volle Kraft ins internationale Chaos. Intolerant, beratungsresistent undiplomatisch und irrational nationalistisch muss es sein. Schon twittert der IS ein dankbares Sieg Heil - weil die offenkundige religiöse Diskriminierung durch die neue US-Regierung so sicher wie ein Naturgesetz Abertausende neue Muslime in den Extremismus treiben wird.

Was war sonst noch? In der Türkei hat Erdogans Twitter-Gemeinde als kirchenhistorisches Novum einen muslimischen "Kardinal in pectore" ausgemacht: Fetullah Gülen, Erdogans politischen Rivalen. Die Fakten: Gülen hatte 1998 eine 30-minütige Audienz bei Papst Johannes Paul II. Und im EU-Staat Rumänien will die neue Regierung, deren Parteivorsitzender wegen Veruntreuung und Korruption vor Gericht steht, per Eilverordnung die Mindestsummen zur Belangung wegen Veruntreuung und Korruption hochsetzen. Wie harmonisch und edel ist da doch die "Freude der Liebe" – lateinisch "amoris laetitia". Faria, faria, ho!

Von Alexander Brüggemann