Oberer der Piusbruderschaft über Schreiben aus Rom

Fellay: Der Vatikan akzeptiert unsere Weihen

Veröffentlicht am 22.05.2017 um 12:20 Uhr – Lesedauer: 
Drei Diakone der Piusbruderschaft empfangen in Zaitzkofen das Sakrament der Priesterweihe.
Bild: © KNA
Traditionalisten

Bonn ‐ Die Piusbrüder dürfen mit päpstlicher Erlaubnis Beichte hören und Traugottesdienste feiern. Nun überrascht Traditionalisten-Chef Bernard Fellay: Der Vatikan soll noch ein anderes Sakrament erlaubt haben.

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Laut Bischof Bernard Fellay soll der Vatikan die Priesterweihen der Piusbruderschaft als legitim anerkannt haben. Dies sei ihm in einem Schreiben bereits aus dem vergangenen Jahr mitgeteilt worden, erklärt der Generalobere der traditionalistischen Gemeinschaft. Fellay äußert sich in einem Video der US-Sektion der Bruderschaft, das bereits im April aufgezeichnet und am vergangenen Freitag veröffentlicht wurde.

"Letztes Jahr habe ich einen Brief aus Rom bekommen, in dem es hieß: 'Sie können Ihre Priester frei und ohne Erlaubnis des Ortsbischofs weihen'", sagt Fellay im Video. "Wenn ich also frei weihen darf, bedeutet das, dass die Weihe von der Kirche anerkannt wird, und zwar nicht nur als gültig, sondern auch als ordentlich." Offiziell gelten die von der Piusbruderschaft gespendeten Sakramente, also auch alle Weihen, als gültig, aber unerlaubt gespendet. Seit wenigen Wochen gilt dies nicht mehr für Trauungen: Anfang April erlaubte der Papst katholischen Paaren, ihre Hochzeit unter Einhaltung gewisser Auflagen bei Priestern der Bruderschaft zu feiern. Bereits zum Ende des Heiligen Jahres 2016 erteilte er den Piusbrüdern dauerhaft die Erlaubnis, das Bußsakrament zu spenden.

Fellay sieht keine Einmischung des Vatikan

"Das ist ein weiterer Schritt zu unserer Akzeptanz als 'normale Katholiken', trotz des grundlegenden Gefühls, dass wir noch immer nicht vollständig regulär sind", sagt Fellay weiter. "Offen gesagt sehe ich darin nicht den Willen, sich einzumischen oder irgendetwas zu übernehmen, sondern schlicht die Anerkennung, dass das, was wir tun, katholisch ist", so der Bischof. Über das von ihm angesprochene Schreiben wurden weder von der Bruderschaft, noch vom Vatikan selbst, weitere Angaben gemacht.

Zwischen der katholischen Kirche und der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. bestehen seit ihrer Gründung im Jahr 1969 Spannungen. Im Jahr 1988 kam es zum endgültigen Bruch, nachdem der Gründer, Erzbischof Marcel Lefebvre, unerlaubt vier Priester zu Bischöfen geweiht hatte. Er und die vier neuen Bischöfe waren dadurch exkommuniziert. Papst Benedikt XVI. ließ diese Strafe im Jahr 2009 aufheben, im Pontifikat von Papst Franziskus gab es weitere Schritte der Wiederannäherung. (kim)