Verurteilter plante Attentat in Berlin

Mordversuch: Georgischer Priester verurteilt

Veröffentlicht am 05.09.2017 um 17:25 Uhr – Lesedauer: 
Kriminalität

Tiflis ‐ Diese Nachricht erschütterte im Februar Georgien: Ein Priester habe den Patriarchen in Berlin ermorden wollen. Nun wurden die Ermittlungen abgeschlossen - und ein Urteil gesprochen.

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Wegen Planung eines Mordanschlags auf die Sekretärin des georgisch-orthodoxen Patriarchen Ilia II. ist ein Geistlicher zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Gericht in der georgischen Hauptstadt Tiflis sah es am Dienstag laut örtlichen Medienberichten als erwiesen an, dass Erzpriester Georgi Mamaladse die Sekretärin des Katholikos-Patriarchen im Februar in Berlin mit Zyankali vergiften wollte. Mamaladse, damals Chef der kirchlichen Vermögensverwaltung, war mit 0,9 Gramm der Chemikalie und einer Pistole im Gepäck am Flughafen von Tiflis verhaftet worden.

Der Priester soll auf dem Weg nach Berlin gewesen sein, wo sich Ilia II. in einer Klinik Gallensteine entfernen ließ. Seine langjährige Sekretärin Schorena Tetruaschwili hatte den 84-Jährigen während seines Krankenhausaufenthalts unterstützt. Mamaladse, der den Angaben zufolge nicht bei der Urteilsverkündung anwesend war, hatte die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Er will nach Angaben seines Anwalts Berufung einlegen.

Geplantes Attentat erschütterte das Land

Als Motiv des Erzpriesters gab die Staatsanwaltschaft an, Mamaladse habe gehofft, nach der Ermordung der einflussreichen Sekretärin in der Kirche mehr Macht zu gewinnen. Der mutmaßliche Mordkomplott hatte Georgien erschüttert. Regierungschef Giorgi Kwirikaschwili suchte Ilia II. umgehend in der Berliner Klinik auf.

Das Kirchenoberhaupt hatte in einer in Berlin aufgenommenen Videobotschaft erklärt, er kenne Mamaladse seit langem und habe bislang nichts Schlechtes von ihm gehört. Der Fall des Geistlichen sei "abnormal und merkwürdig". Ilia II. ist seit 1977 Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche; er zählt zu den angesehensten Persönlichkeiten des Landes. In Georgien gehören Schätzungen zufolge rund 84 Prozent der Bevölkerung der orthodoxen Kirche an. (KNA)