Bischöfe rufen an Ostern zu stärkerem Miteinander auf
Zum Osterfest haben die Bischöfe in Deutschland zu einem stärkeren friedlichen Miteinander in der Gesellschaft aufgerufen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx forderte ein stetes Engagement für eine freie Gesellschaft. "Dazu braucht es viele Menschen, die ihre Freiheit verantwortlich und überzeugend leben", sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Ostersonntag im Münchner Liebfrauendom. Ein solches Miteinander sei kein Selbstläufer, sondern brauche täglichen Einsatz.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki forderte eine humanere Gesellschaft. Er mahnte eine gerechtere Vermögensverteilung an. Insbesondere schwächere Menschen müssten Anteil an Bildung, Ausbildung, Wohnraum und Wohlstand haben. Weiter trat der Erzbischof für das Lebensrecht von ungeborenen, alten und kranken Menschen ein. Zudem warnte er vor einer Aushöhlung des Asylrechts. Flüchtlinge müssten in Deutschland weiterhin willkommen sein und "eine Lebens- und vor allem Überlebenschance" haben, die ihnen durch terroristische Systeme oft abgesprochen werde.
Der Kölner Kardinal erklärte, durch die Auferstehung Jesu zeige sich das Leben in einem neuen Licht. Man verstehe das eigene Leben nur dann, "wenn wir es im Licht der Auferstehung Jesu sehen, in die wir hineingenommen werden und die dadurch auch unsere Auferstehung wird".
Einsatz für das Leben und zum Schutz des Sonntags gefordert
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch forderte dazu auf, sich aus dem Osterglauben vom Sieg der Liebe über den Tod in Politik und Gesellschaft einzubringen, "für das Leben der Ungeborenen und der Sterbenden, für das Leben der Entrechteten, der Flüchtenden und der Hungernden". Es reiche nicht, nur "besserwisserisch und belehrend auf die Politiker zu zeigen".
In Bamberg rief Erzbischof Ludwig Schick zu einem besseren Schutz des Sonntags auf. Er wandte sich gegen Forderungen aus Politik und Wirtschaft, die grundgesetzlich garantierte Sonntagsruhe abzuschaffen und die Ladenöffnungszeiten völlig freizugeben. Eine humane Gesellschaft lebe nicht allein vom Shopping. Die Sonn- und Feiertage müssten für die "seelische Erhebung und die Arbeitsruhe" bleiben.
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Hamburgs Erzbischof Stefan Heße forderte die Christen auf, nach der Finsternis der Osternacht das Licht des Ostermorgens in neue Hoffnung und Lebensbejahung umzusetzen. "Gott selber stellt uns ins rechte Licht. Wir selber dürfen in seinem Licht licht, das heißt durchlässig und offen werden", sagte der Erzbischof im Hamburger Mariendom. Christen würden durch das Licht des Glaubens befähigt, "die Dinge bei Lichte, ja in seinem Lichte zu betrachten, nicht auf Hate Speech zu setzen oder auf Fake News hereinzufallen".
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck verlangte einen nachhaltigen Einsatz für den Frieden. Die Welt sei durchzogen vom Terror des Krieges, von Auseinandersetzungen und Polarisierungen, sagte er im Essener Dom. "Der Friede bleibt ein hohes politisches Ziel für alle Verantwortungsträger in der Welt", so der Geistliche, der auch Militärbischof ist. Die Menschen hätten die Pflicht, alles zu tun, um todbringende Konflikte zu beenden.
Auch Münsters Bischof Felix Genn mahnte zur Überwindung von Gewalt, Krieg und Zerstörung. "Immer noch sind wir von den Schrecken des Todes umfangen, immer noch erleben wir, dass Gewalt einzelne Familien, Völker und Nationen zerstört", sagte er. "Putins, Erdogans, Kims und Trumps verbreiten Schrecken." Der Glaube an Jesus gebe aber die Kraft für den anderen Weg aus Liebe, Verzeihung und Verzicht auf Hass.
Osterbotschaft setzt eine Alternative zum Tod
Ähnlich äußerte sich der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker. Die Osterbotschaft setze eine Alternative zum Tod und damit gegen Pessimismus und Sinnlosigkeit. Die Sehnsucht nach ewigem Leben scheine heute aber weitgehend erloschen zu sein, kritisierte er. "Auferweckung vom Tod kommt in unserem normalen Leben nicht vor." Der Aachener Bischof Helmut Dieser hob die verbindende Kraft des Osterglaubens hervor. Der Glaube an die Auferstehung vermittle die Kraft, "die uns auch in unserer Kirche aus unseren Lagern und Spaltungen herausruft und in der österlichen Freude vereint".
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Der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe, der den erkrankten Bischof Franz-Josef Bode vertrat, rief zu Zuversicht und Hoffnung auf. Das Osterfest stehe für die Überwindung von Dunkelheit und Angst, sagte er im Osnabrücker Dom. Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, der das Bistum Hildesheim als Diözesanadministrator bis zur Wahl eines neuen Bischofs leitet, kritisierte eine zunehmende Gleichgültigkeit in der Gesellschaft. Verbreitet sei ein Gefühl der Ohnmacht, doch nichts ändern zu können, sagte er im Hildesheimer Mariendom. "Dann wäre es schon viel, wenn diese Ohnmacht sich zumindest nicht in Gleichgültigkeit verlöre, sondern noch das Verlangen nach Veränderung bliebe."
Gegen aktive Sterbehilfe und Nationalismus
Für den Trierer Bischof Stephan Ackermann kann der christliche Glaube nur in Gemeinschaft gelebt und erfahren werden. "Es braucht den Austausch. Der Glaube der einen lebt vom Glauben der anderen", sagte Ackermann im Trierer Dom. Der christliche Glaube könne so Kraft geben, sich auch den erschreckenden und schmerzlichen Seiten des Lebens zu stellen.
Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sprach sich für eine intensivere Sterbebegleitung todkranker Menschen aus. Der Bischof kritisierte, dass in Deutschland und anderen europäischen Ländern Gruppen und Interessenverbände versuchten, eine "aktive Sterbehilfe" zu ermöglichen. Für österliche Christen aber sei die "aktive Sterbehilfe" keine Möglichkeit. "Es ist sehr hilfreich, an der Hand eines anderen Menschen und also nicht einsam sterben zu können," so Algermissen. Gegen Ausgrenzung und Nationalismus wandte sich der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. "Ein Riss geht durch unsere Gesellschaft. Ich bin erschrocken, wie tief das Misstrauen sitzt, wie schnell bei manchen die Bereitschaft gegeben ist, sich radikalisieren zu lassen", sagte er im Speyrer Dom.
Für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf verbindet sich mit der christlichen Osterbotschaft die Zusage Gottes, dem Menschen in allen Nöten beizustehen. "Gott hat immer neue Wege, wo wir Menschen nicht mehr können oder weiterwissen. Jesus geht mit uns, auch wenn wir ihn oft nicht erkennen", sagte Kohlgraf im Mainzer Dom. Weiter rief er zu einer bewussteren Haltung im Umgang mit dem Tod. "Man verhält sich so, als habe es den Tod nicht gegeben", kritisierte er und nannte als Beispiel soziale Netzwerke für Verstorbene. Stattdessen müsse der Tod als Abschied akzeptiert werden. "Ostern kann nur stattfinden, wenn man die Endgültigkeit und die ganze Hoffnungslosigkeit des Todes erlebt hat", sagte Kohlgraf, der jüngst seinen Vorgänger Kardinal Karl Lehmann in einem Requiem zur letzten Ruhe begleitet hatte.
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Der Limburger Bischof Georg Bätzing rief die Christen auf, ihren Glauben freudig und offen zu leben. Es stehe derzeit auf "Messers Schneide", ob der christliche Glaube eine Zukunft habe. Christen müssten als "fröhliche Zeuginnen und Zeugen" des Glaubens in der Gesellschaft Position beziehen.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige betonte, zum Glaube an die Auferstehung gehöre die Überzeugung, "dass jedem einzelnen Menschen unverlierbare Würde von Gott zukommt, unabhängig von Alter und Gesundheit, Leistung und Glück, Nationalität und Religion". Die Christen sollten den Mut haben, "dem schleichenden Tod in all seinen Varianten Widerstand zu leisten: der Selbstsucht und Feigheit, der Depression und Verzweiflung, der Ausgrenzung und Verarmung, der Ungerechtigkeit und Herzlosigkeit".
Schwindender Glaube an die Auferstehung
Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr räumte ein, dass auch viele Christen nicht an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben glaubten. Dieser Glaube fuße aber nicht auf Beweisen, "die sich durch Zeigerausschläge an Messgeräten belegen lassen", sondern auf dem Bekenntnis der Auferstehungszeugen. Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, erklärte: "Wenn wir die Auferstehung Jesu feiern, dann trotzen wir dem Tod und erzählen vom Leben, von neuen Anfängen."
In Regensburg würdigte Bischof Rudolf Voderholzer den französischen Polizisten Arnaud Beltrame. Er hatte sich in einem Supermarkt in Trebes als Ersatz für eine als Geisel genommene Frau angeboten, wurde schwer verletzt und starb. Inmitten der Hölle dieses Terrors blitze ein Licht auf, das in seiner Größe und Menschlichkeit sprachlos mache, sagte Voderholzer. Denn dieser Mann habe in vollem Bewusstsein der möglichen Folgen sein Leben für jemand anderen eingesetzt.

Bischof Rudolf Voderholzer verteilt nach dem Ostergottesdienst Schokohasen an die Regensburger Domspatzen.
Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa erklärte, Glaube brauche Gemeinschaft. Menschen, die zum Glauben gefunden hätten, bräuchten vor allem Menschen, die über die Wahrheit des Glaubens nicht nur angestrengt wachten, sondern sie auch anziehend erscheinen ließen. Manchmal werde er allerdings den Eindruck nicht los, so Zdarsa, "dass auch bei manchen von uns die Rede von den Werten, wenngleich als christliche bezeichnet, und von der Bewahrung der Schöpfung an die Stelle des Gottesdienstes und des Glaubensbekenntnisses getreten zu sein scheint".
Ostern lädt nach den Worten des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke dazu ein, sich vertrauensvoll mit Dunkelheiten im eigenen Leben und mit dem Leid der Menschen zu befassen. Der soziale Einsatz der Christen gegen die Not der Welt, für die Armen und wirtschaftlich Benachteiligten, für die an Leib und Seele gebrechlichen Menschen sei angewandter Osterglaube. Der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom ermutigte die Gläubigen, die Spuren von Auferstehung im Alltag zu entdecken. Denn bei allem Scheitern gebe es die Hoffnung, dass der Tod nicht die letzte Erfahrung sei.
Die Bischöfe in Baden-Württemberg riefen zu Hilfen für die Opfer von Krieg und Gewalt auf. Christen müssten den Leidenden Hoffnung geben, durch Gebet, materielle Hilfe und durch Solidarität, sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst erklärte, der Osterglaube ermutige zu Gewaltlosigkeit und Frieden. "Es lohnt sich zu lieben, denn auf der Seite der Liebenden steht Gott, der uns treu ist durch Scheitern und Tod hindurch", sagte Fürst im Rottenburger Dom. (luk/KNA/dpa)
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