Ein satirischer Wochenrückblick von Felix Neumann

[DRS geschützter Text] Datenschutz ersetzt Satire

Veröffentlicht am 26.05.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Wer braucht schon Satire, wenn es den Datenschutz gibt? Einfach nacherzählen, was in der Kirche am Tag 1 des neuen Datenschutzrechts passiert, genügt.

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Halleluja! Team Jesus hat endlich wieder einen Spielführer! Vier Jahre war die Stelle des Olympiapfarrers vakant, erst diese Woche konnte das Management von Eintracht DBK den erfolgreichen Transfer verkünden. Pastoralreferentin Elisabeth Keilmann, zur Zeit beim DJK Essen unter Vertrag, ist künftig fürs Geistliche bei der Körperertüchtigung zuständig. Warum es so lange gedauert hat mit der Stellenbesetzung? Das Bewerbungsverfahren gilt als eines der härtesten in der Bischofskonferenz: Zum episkopalen Vierkampf um die Stelle gehört Joggen mit Erzbischof Schick, Klettern mit Bischof Hanke, Schwimmen mit Bischof Voderholzer und Stühlerücken mit Bischof Kohlgraf.

Für Stephen Gadberry wäre das ein Kinderspiel gewesen – der amerikanische Priester kann es nämlich sogar mit dem Muskel-Jesus aus dem Vatikan aufnehmen, der an Ostern für Schlagzeilen sorgte. Gadberry kämpft bei der Fernsehshow "American Ninja Warrior" um den Titel. Er hoffe, dass seine Teilnahme den Klerus menschlicher und greifbarer erscheinen lasse. Da muss die deutsche Kirche auch ran! Diakone zu DSDS! Priester zum Perfekten Dinner! Geweihte Jungfrauen zu Germany's Next Topmodel!

Wobei's mit öffentlichen Auftritten zur Zeit schwierig ist – genauso wie mit der Satire. Ab jetzt werden nämlich Daten geschützt. Da muss man sich gar keine Satire mehr ausdenken. Im Freiburger Münster zum Beispiel knipst der Erzbischof das Licht aus – jedenfalls für alle, die bisher den Livestream aus der Kathedrale verfolgt haben. "Um diesen Dienst rechtskonform bereitzustellen, müsste vorher von allen an der Liturgie Mitwirkenden (Zelebranten, Ministranten, Lektoren, Sänger …) sowie von allen Gottesdienstbesuchern einzeln eine persönliche Zustimmung zur Übertragung eingeholt und diese dokumentiert werden – das ist nicht durchführbar", verlautbart die Pressestelle.

Die absurdesten Blüten treibt der Datenschutz derweil im Bistum nebenan, dem des Medienbischofs. Der neue "Secure Mail Gateway" aus Rottenburg-Stuttgart schützt nämlich seit einigen Tagen alle Beteiligten wirksam vor Kommunikation. Mails einfach in die böse Welt wie Schafe unter die Wölfe zu senden geht nämlich nicht mehr. Wer außerhalb der sicheren Mauern des schwäbischen Ordinariats Post mit dem Betreff "[DRS geschützte E-Mail]" erhält, bekommt darin erst einmal Arbeitsaufträge: "Die Nachricht wird Ihnen sicher zugestellt, sobald Sie Ihr 'DRS - Secure-Mail-Gateway' Benutzerkonto aktiviert haben. Folgen Sie hierzu bitte den Anweisungen aus der vorausgegangen Aktivierungs-E-Mail", heißt es da. Und leistet dem jemand nicht Folge, wird nachgefasst: "Seit 3 Tagen liegt für Sie eine geschützte Nachricht bereit", bettelt der Gateway dann um Aufmerksamkeit. Dutzende solcher Mails gehen derzeit in der Redaktion ein – es sind ja Pfingstferien, und die urlaubenden Ordinariatsbediensteten haben erstens brav den katholisch.de-Newsletter abonniert und zweitens ihre Abwesenheitsbenachrichtigung angestellt.

Die Bemühungen der Kirche um Datenschutz kommentiert der bayerische Diözesandatenschutzbeauftragte unterdessen weise gegenüber der KNA. "Ob sich das bewährt, wird sich zeigen", sagt der Experte. Heiliger Ivo, Patron der Datenschützer, hilf!

Von Felix Neumann

Themenseite: War's das?!

"War's das?!" fragt katholisch.de in seinem satirischen Wochenrückblick. Im Wechsel lassen verschiedene Autoren freitags die zu Ende gehende Woche Revue passieren. Mit einem Augenzwinkern blicken sie auf Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt zurück.