Papst Franziskus im Wortlaut zur Kommunion für evangelische Ehepartner

"Das ist keine Neuerung, sondern im Kodex vorgesehen"

Veröffentlicht am 22.06.2018 um 13:52 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Eucharistie

Bonn ‐ Nach seinem Besuch beim Ökumenischen Rat der Kirchen hat sich der Papst erstmals öffentlich zum Kommunion-Streit der deutschen Bischöfe geäußert. Katholisch.de dokumentiert den Wortlaut zur Eucharistie für evangelische Ehepartner.

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Papst Franziskus hat am Donnerstag erstmals öffentlich Stellung zum Kommunion-Streit der deutschen Bischöfe genommen. Katholisch.de dokumentiert seine Äußerung in einer eigenen Übersetzung der offiziellen italienischen Version des vatikanischen Presseamtes. Der Papst antwortete damit während einer Pressekonferenz auf dem Rückflug von Genf nach Rom auf eine Frage von Roland Juchem, dem Rom-Korrespondenten der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Frage: Danke, Heiliger Vater. Sie sprechen oft von konkreten Schritten, die in der Ökumene zu tun sind. Heute zum Beispiel haben Sie gesagt: 'Sehen wir zu, dass wir eher das, was möglich ist, konkret verwirklichen, als dass wir uns entmutigen lassen, durch das, was nicht ist'. Nun haben sich die deutschen Bischöfe schließlich entschieden, einen Schritt zu machen [mit Blick auf die sogenannte Interkommunion]. Und jetzt fragen wir uns, wie Erzbischof Ladaria [Präfekt der Glaubenskongregation] einen Brief schreiben konnte, der ein bisschen wie eine Notbremse zu sein scheint. Nach dem Treffen vom 3. Mai wurde gesagt, die deutschen Bischöfe hätten eine möglichst einmütige Lösung finden müssen. Was werden die nächsten Schritte sein? Wird ein Eingreifen von Seiten des Vatikan zur Klärung nötig sein, oder werden die deutschen Bischöfe eine Übereinkunft finden müssen?

Papst Franziskus: Gut. Das ist keine Neuerung, denn im Kodex des Kirchenrechts ist das vorgesehen, worüber die Bischöfe gesprochen haben: der Kommunionempfang in Ausnahmefällen. Sie betreffen das Problem der gemischten Ehen: ob es möglich ist oder ob es nicht möglich ist. Aber der Kodex sagt, dass der Bischof der Teilkirche – dieses Wort ist wichtig: Teil-, wenn es sich um eine Diözese handelt – diese Angelegenheit regeln muss, es liegt in seinen Händen. So steht es im Kodex. Die deutschen Bischöfe wollten sich mit diesem Thema befassen, weil sie gesehen haben, dass der Fall nicht klar war, und einige Priester nicht im Einklang mit dem Bischof handelten. Dies hat – ich will nicht übertreiben – länger als ein Jahr gedauert, ich weiß es nicht genau, aber länger als ein Jahr, und wurde gut gemacht, gut gemacht. Und das Ergebnis dieser Beschäftigung ist restriktiv: das, was die Bischöfe sagen wollen, ist eindeutig das, was der Kodex enthält. Nachdem ich das gelesen habe, sage auch ich: Das ist ein restriktives Dokument, das ist nicht eine "Öffnung für alle". Nein. Es war eine gut überlegte Sache mit kirchlichem Geist. Und sie wollten das für die Ortskirche machen, nicht für die Teilkirche. Das wollten sie nicht. Und dann ist die Sache bis dorthin gerutscht, das heißt, indem sie sagten, dass es für die Deutsche Bischofkonferenz sei. Und da gibt es ein Problem, weil der Kodex das nicht vorsieht. Er sieht die Kompetenz des Diözesanbischofs vor, aber nicht jene der Bischofskonferenz. Warum? Weil etwas, das von der Bischofskonferenz approbiert wurde, sofort universal wird. Und das war das Problem der Diskussion, nicht so sehr der Inhalt, aber das.

Linktipp: Papst: Eucharistie-Brief "keine ökumenische Bremse"

Nun hat sich auch der Papst persönlich zum Kommunion-Streit für evangelische Ehepartner geäußert: Für ihn ist die geplante Handreichung sogar restriktiver gewesen, als es das Kirchenrecht vorsehe. Dennoch gab es einen Grund, sie zu stoppen.

Sie haben das Dokument geschickt und dann gab es zwei oder drei Treffen des Dialogs und der Klärung und Erzbischof Ladaria hat diesen Brief geschickt, aber mit meinem Einverständnis, er hat das nicht allein gemacht. Ich habe ihm gesagt: "Ja, es ist besser einen Schritt nach vorne zu machen und zu sagen, dass diese Dokument noch nicht reif sei – das stand in dem Brief – und dass wir die Angelegenheit noch mehr studieren müssen. Dann gab es ein anderes Treffen, und am Ende werden sie die Sache studieren. Ich glaube, dass es ein Dokument zur Orientierung sein wird, damit jeder einzelne Bischof, die Sache handhaben kann, wie es bereits das Kirchenrecht erlaubt. Es gab keine Bremse, nein. Es war ein Lenken der Angelegenheit, damit sie auf einem guten Weg vorangeht. Als ich die lutherische Kirche in Rom besuchte, gab es dazu eine Frage und ich habe im Geist des Kodex des Kirchenrechts geantwortet, jenes Geistes, den sie [die Bischöfe] jetzt suchen. Vielleicht gab es in den richtigen Momenten nicht die richtige Information, es gibt ein bisschen Verwirrung, aber so ist die Sache. In der Teilkirche erlaubt es der Kodex, in der Ortskirche kann man es nicht machen, weil es dann universal wäre. So ist es.

Frage: Die Ortskirche ist die Konferenz?

Papst Franziskus: … ist die Konferenz. Aber die Konferenz kann sich mit Orientierungshilfen befassen und diese herausgeben, um den Bischöfen zu helfen, Einzelfälle zu handhaben. Danke.

Übersetzt von Thomas Jansen