Papst Franziskus nimmt Rücktrittserklärung an

Theodore McCarrick legt Kardinalsamt nieder

Veröffentlicht am 28.07.2018 um 12:38 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Bonn/Washington ‐ Die Missbrauchsvorwürfe gegen Theodore McCarrick belasten die Kirche in den USA: Was ist wirklich geschehen und wer wusste davon? Nun hat Papst Franziskus eine überraschende Entscheidung gefällt.

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Kardinal Theodore McCarrick ist aus dem Kardinalskollegium zurückgetreten. Papst Franziskus habe das entsprechende Gesuch am Freitagabend erhalten und angenommen, wie Vatikan und US-Bischofskonferenz am Samstag mitteilten. Dem ehemaligen Erzbischof von Washington wird vorgeworfen, Priesteramtsanwärter und Minderjährige sexuell missbraucht zu haben.

Papst ordnet Leben in Gebet und Buße an

Bereits im Juni hatte der Papst dem 88-jährigen McCarrick die öffentliche Ausübung seines Priesteramtes untersagt. Mit seiner Entscheidung vom Samstag suspendierte Franziskus den Kardinal darüber hinaus "a divinis", das heißt von allen geistlichen Ämtern und Akten. McCarrick darf damit keine Sakramente mehr spenden oder liturgische Feiern leiten. Zugleich ordnete der Pontifex ein "abgeschiedenes Leben in Gebet und Buße" bis zum Abschluss eines regulären kirchenrechtlichen Verfahrens an. Laut Vatikan werde McCarrick dazu ein Hausarrest auferlegt.

Linktipp: Fall McCarrick: US-Kardinäle geraten in Erklärungsnot

Gegen Kardinal Theodore McCarrick werden schwere Vorwürfe erhoben. Er soll Priesteranwärter und Minderjährige missbraucht haben. Was wussten die US-Kardinäle Farrell, Wuerl und O'Malley?

Der Fall McCarrick beschäftigt die katholische Kirche in den USA bis in höchste Kreise. Auch mehrere Kardinäle sind in die laufenden Debatten und Ermittlungen involviert. Am Donnerstag meldete sich ein Priester zu Wort, der als junger Seminarist selbst Opfer sexueller Übergriffe durch McCarrick geworden sein soll.

Der Rücktritt eines Kardinals ist ein extrem seltener Vorgang. Laut dem US-Kirchenrechtler Kurt Martens ist das zuletzt im Jahr 1927 geschehen. Damals habe Papst Pius XI. den Rücktritt des Franzosen Louis Billot angenommen, der gegen den Willen des Papstes die extremistische Bewegung "Action Francaise" unterstützt hatte. Im Jahr 2015 hatte der Schotte Keith O'Brien seine Privilegien als Kardinal niedergelegt, ohne jedoch vollständig aus dem Kardinalskollegium auszuscheiden. Auch O'Brien wurde sexueller Missbrauch vorgeworfen. (kim)