Terwitte: Leben nach Pandemie eine neue Orientierung geben
Der Frankfurter Kapuzinermönch und frühere TV-Moderator Bruder Paulus Terwitte (61) hofft auf positive Folgen der Pandemie und warnt zugleich vor einer "hysterischen Betriebsamkeit" im Anschluss. Nach der derzeitigen "gemeinsamen gesellschaftlichen Askese" sollten die Menschen genauer überlegen, wie sie wirklich wieder loslegen wollten, sagte Bruder Paulus dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de (Sonntag). "Sollten wir nicht, wie nach einer guten Fastenzeit, unserem Leben eine neue Orientierung geben?", fragte er. "Ich hoffe darauf, dass die Themen Klima, Gesundheit und gesellschaftliches Miteinander von ganz neuer Qualität sein werden."
Menschen, die in der Corona-Pandemie mit ihrer freien Zeit nichts anzufangen wüssten, riet der Seelsorger: "Leute, geht zurück in euer Leben, schaut, was ihr vielleicht sogar vergessen habt. Ihr habt mal Musik gemacht, ihr habt mal Gedichte geschrieben, ihr habt mal gemalt, ihr habt mal lange telefoniert." Das sei alles mal eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung gewesen. "Es gab auch mal eine Zeit, in der die Zeit langsamer war." Das habe Qualitäten; man müsse "einfach ein bisschen zurück graben". Zudem sei es wichtig, seinem Alltag Struktur zu geben, etwa mit festen Zeiten für Mahlzeiten.
Für ihn selbst sei es aktuell sehr schwer, dass er "Leute nicht richtig umarmen kann, begrüßen kann, dass der Friedensgruß nicht gegeben wird", so Bruder Paulus. Auch dass im Gottesdienst nicht gesungen werden dürfe, seien "asketische Herausforderungen, die auch einem Menschen wie mir, der das Ordensleben gewohnt ist, einiges abverlangen". Bruder Paulus arbeitet in der Frankfurter Innenstadt im "Franziskustreff" mit, der sich trotz Corona-Krise weiter um Obdachlose kümmert und ihnen ein tägliches Frühstück anbietet. (KNA)