"Bullet Journals" - Ein Trend trotzt der Corona-Krise

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Tannenzweige in Aquarell, Sternenhimmel als Hintergrund, geschwungene Schriftzüge: In den Sozialen Medien findet sich unter dem Schlagwort #bujo viel Buntes, Hübsches, Inspirierendes. Die Abkürzung steht für "Bullet Journal", was sich wenig klangvoll mit "Stichpunkt-Büchlein" übersetzen ließe. Auch die Grundidee hört sich zunächst etwas technisch an: "Bullet Journaling" ist eine Methode, das eigene Leben zu organisieren.
Entwickelt hat sie der US-Grafiker Ryder Carroll, der an ADHS leidet und ein Notizbuch entwerfen wollte, das genau zu seinen Bedürfnissen passt. Vor zwei Jahren erschien sein Buch "Die Bullet-Journal-Methode" auf Deutsch, Untertitel: "Verstehe deine Vergangenheit, ordne deine Gegenwart, gestalte deine Zukunft". Spätestens seitdem breitet sich der Trend auch hierzulande aus.
Für Jenny Jane Hellwig ist "Bullet Journaling" allerdings viel mehr als ein Trend. Die Grafikdesignerin gibt regelmäßig Workshops zu der Methode, derzeit coronabedingt vor allem online. "Es geht darum, alle Gedanken an einem Ort zu sammeln - Termine, to-do-Listen, alles, was man sich sonst auf Post-Its notieren würde", erklärt sie. Der Kopf werde dadurch frei, und man spare sich die lästige Suche nach Einkaufszetteln oder einer wichtigen Notiz.
Alles an einem Ort gebündelt
Statt Zettelwirtschaft und mehreren Kalendern, etwa einem analogen und einem auf dem Handy, werden alle Pläne, Besorgungen und Erfolge im "BuJo" gebündelt - sortiert nach Kategorien wie "Events", "Termine" oder "Notizen". Mittelfristige Pläne oder Ideen lassen sich im "Future Log" festhalten, ansonsten folgt das System der Struktur von Tag - Woche - Monat. Mit kleinen Symbolen wie Punkten oder Kreuzchen hält der Nutzer fest, was bereits erledigt ist oder auf den kommenden Tag verschoben wird. Ergänzt werden kann das Journal durch personalisierte Kollektionen, zum Beispiel sogenannte Dankbarkeitsseiten.

Nicht zuletzt durch Corona kann der Alltag sehr stressig werden.
Zeitaufwändig sei das nicht unbedingt, sagt Hellwig. "Ich selbst nehme mir jeden Morgen eine gute Viertelstunde, um zu notieren, was erledigt ist und was ansteht." Andere investierten zehn Minuten morgens und zehn Minuten abends. Ob das "Bullet Journal" eher der schlichten Grundstruktur folgt oder kreativ ausgestaltet wird, bleibe jedem selbst überlassen: "Es gibt kein Richtig oder Falsch", betont die Künstlerin.
Kein Richtig oder falsch
Zu unterschiedlichen Lebensphasen passten verschiedene Herangehensweisen, fügt Hellwig hinzu. Seiten aufwändig zu gestalten, könne beispielsweise ein kreativer Ausgleich zum Alltag sein - eine eher produktive Herangehensweise helfe manchem dabei, Raum für Veränderung zu schaffen. Auch der Rückblick habe seinen Reiz: "Jeder kennt das Gefühl 'diese Woche habe ich nichts geschafft'", sagt die Expertin. "Wer alles aufschreibt, sieht dagegen im Nachhinein, was doch so alles erledigt und bewältigt wurde."
Im "Bullet Journaling" treffen sich Achtsamkeit und Do-It-Yourself - beides haben in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen für sich entdeckt. Im Kern geht es um Struktur, die zur "Kunst des bewussten Leben" gehöre, wie es Carroll formuliert. Dazu gehören Erkenntnisse, die fast etwas altmodisch anmuten: zum Beispiel die, dass sich Dinge besser einprägen, wenn man sie per Hand notiert und nicht am Computer oder Smartphone. Wer das Prinzip ausprobieren möchte, braucht daher zunächst nur Papier und Stift. Viele Anbieter von Büro- und Bastelmaterial bieten unterdessen passende Notizhefte, Vorlagen und Deko an; manche haben sich darauf spezialisiert.
Momentan fällt es vielen Menschen wohl leichter als sonst, den Überblick über ihre Termine zu behalten - schlicht deshalb, weil weniger Veranstaltungen und Verabredungen anfallen. Gerade jetzt biete das "Bullet Journaling" viele Möglichkeiten, betont Hellwig. "Es ist etwas Besonderes, den Fokus einmal nicht auf Highlights wie Konzerte und Reisen zu legen, sondern mehr auf das Alltägliche", erklärt sie. Langfristig ändere sich die Wahrnehmung, wenn man etwa täglich eine Sache notiere, für die man dankbar sei: "Das kann das seltene Treffen mit einem alten Freund sein oder eine Beobachtung beim Waldspaziergang."
Mehr von Spiritea
Entdecke mehr spirituelle Texte für eine Teelänge!
Hier gibt es unsere Rubriken: