Von Japan bis Ostfriesland

Mit Teezeremonien zu Wertschätzung und Achtsamkeit

Veröffentlicht am 26.04.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Spiritea

Bonn ‐ Teezeremonien können im stressigen Alltag für Achtsamkeit und Entspannung sorgen. In Asien gehören die spirituellen Rituale seit Jahrtausenden zur Tradition. Aber auch in Deutschland gibt es eine bekannte Teekultur.

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Das Trinken von Tee hat besonders im asiatischen Raum eine lange Tradition. Schon seit 5.000 Jahren wird in China Tee gebraut und getrunken. Kein Wunder, dass sich in dieser langen Zeit viele, oftmals sehr spirituelle Zeremonien rund um das Teetrinken entwickelt haben. Diese gibt es nicht nur in Asien, sondern auf der ganzen Welt. 

Teezeremonien können im stressigen Alltag für Ruhe und Entspannung sorgen. Dabei musst du sicherlich nicht bis ins kleinste Detail einem bestimmten Ritual folgen. Aber vielleicht kannst du etwas aus den Zeremonien mitnehmen und nimmst dir bald mal wieder bewusst Zeit für eine heiße Tasse Tee.

Japan

Die japanische Teezeremonie ist eine Kunst und kann mehrere Stunden dauern. Es gibt für die Zeremonien sogar ein spezielles Teehaus mit umliegendem Garten. Durch diesen wird man mental auf die Zeremonie vorbereitet. Am Teehaus angelangt wäscht man sich die Hände und den Mund. Durch eine niedrige Tür „kriecht“ man in das Teehaus (dies steht für Demut), wo ein Teemeister den Tee (häufig der grüne Matcha) zubereitet. Bekommt man eine Teeschale gereicht, dreht man sie zweimal im Uhrzeigersinn und trinkt in drei Schlucken. Der Rand der Schale wird immer gereinigt, bevor sie weitergegeben wird. Achtsamkeit und Wertschätzung stehen während der gesamten spirituellen Erfahrung im Vordergrund.

Bild: ©katholisch.de/cph

Ein Teehaus in einem japanischen Garten.

China

Die chinesische Teezeremonie hat sich im Laufe der Jahre immer wieder geändert und es gibt weniger festgelegte Rituale als in Japan. Auch bei der Teesorte gibt es keine genauen Regeln. Besonders bekannt ist eine Zeremonie namens „Gong Fu Cha“: Zunächst werden die Teeschalen im Wasser erwärmt. Dann wird der Tee zunächst aufgegossen, aber nicht getrunken. So verschwindet die bittere Note des Tees und durch den Geruch kann man sich auf das Trinken einstimmen. Der zweite Aufguss dient dann dem Geschmack: Er wird im Uhrzeigersinn in die Schale gegossen. In China gibt es die Tradition, Tee mehrfach aufzugießen – je häufiger man dies tut, desto inniger ist die Freundschaft der Teilnehmenden, so sagt man.

Südamerika

Dieser Teerzeremonie hat auch der Papst schon beigewohnt. In Südamerika ist es vor allem der Mate-Tee, der hierfür genutzt wird. Der Tee wird meist mit anderen Menschen gemeinsam genossen, denn bei diesem Ritual geht es auch um die soziale Komponente. Er wird gleich mehrmals aufgegossen, wobei der erste Aufguss weggeschüttet wird, um eventuell vorhandene Schmutzpartikel zu entfernen. Nun gibt es mehrere Runden, in denen der Tee immer wieder aufgegossen und durch einen Metallstrohhalm getrunken wird. Währenddessen tauscht man sich über Gott und die Welt aus.

Bild: ©KNA/Romano Siciliani/Stefano Dal Pozzolo

Papst Franziskus trinkt Mate-Tee.

Norddeutschland

Die ostfriesische Teetied ist ähnlich wie die Teezeremonie in Südamerika ein soziales Event. Traditionell wird hierfür Schwarztee verwendet. Zunächst wird die angewärmte Kanne (das ostfriesische Teegeschirr habt ihr bestimmt schon einmal gesehen) zur Hälfte mit Wasser und Tee gefüllt. Nach der Ziehzeit wird die Kanne dann komplett aufgegossen. Wer keinen süßen Tee mag, ist hier nicht richtig, denn auf den Tassenboden wird ein „Kluntje“, also ein weißer Kandiszucker platziert und anschließend mit dem Tee übergossen. Dann gibt man vorsichtig Sahne hinzu, die man mit einem kleinen Löffel einfließen lässt, sodass sie in der Mitte des Tees wie eine Wolke aufsteigt.

England

Die britische Tea Time ist ein kleines Päuschen mitten im Alltag und eng mit einer Zwischenmahlzeit verbunden. Zur Zeit Queen Victorias etablierte sich der Fünf-Uhr-Tee zur Überbrückung der Zeit zwischen Mittag- und Abendessen . Es können unterschiedliche Teesorten verwendet werden, eine der bekanntesten ist sicherlich der Earl Grey. Traditionell trinken die Briten den Tee mit Milch; je nach Sorte fügen sie aber auch eine Zitronenscheibe bei. Dazu werden Snacks wie Scones oder Sandwiches gereicht.

Von Meike Kohlhoff