Schwester Christine Klimann über das Sonntagsevangelium

Auferstehung ist nicht so einfach

Veröffentlicht am 17.04.2021 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Rom ‐ Die Gemütslage von Schwester Christine Klimann entspricht noch nicht der Freude des Osterfests. Das Sonntagsevangelium ist für sie aber eine Einladung, die Zeichen der Auferstehung nicht dort zu suchen, wo alles perfekt zu sein scheint – gerade heute.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Impuls von Schwester Christine Klimann

Dieses Jahr liegt mir der Karsamstag näher als der Ostersonntag. Zu kompliziert ist dieses Jahr alles, zu sehr drückt die Perspektive, dass die Krise noch lange nicht ausgestanden ist. Das Warten, die Leere, das Ringen um Hoffnung entspringen meiner Gemütslage eher als die überschäumende Freude des Ostersonntags. Und dennoch, beim genaueren Lesen der Auferstehungserzählungen ist es besonders ein Gedanke, der mir Trost und Perspektive gibt.

Die Jünger taten sich mit der Auferstehung schwer. Nicht nur, dass sie den Frauen nicht geglaubt hatten. Sogar als Jesus selbst in ihre Mitte tritt, bekommen sie es mit der Angst zu tun. Später können sie es vor lauter Freude noch immer nicht glauben. Auferstehung ist nicht so einfach. Das war vor 2.000 Jahren schon so. Warum soll es also heute anders sein?

Damals wie heute scheint der Schlüssel zum Glauben an die Auferstehung in einem Paradox zu liegen, dem wir gern aus dem Weg gehen würden. Im heutigen Evangelium erkennen die Jünger Jesus, als er ihnen seine Hände und seine Füße zeigt. Und sie beginnen die Wirklichkeit der Auferstehung zu erfassen, als Jesus ihnen später aus der Schrift den Zusammenhang vom Leiden und der Auferstehung des Messias erklärt.

Ich würde mir eine einfachere Lösung wünschen. Wie schön wäre es, es gäbe keine Wunden, keine Ungerechtigkeit, kein Virus mehr. Aber offensichtlich ist das nicht der Weg Jesu, der durch das Leiden hindurch zur Auferstehung gelangt ist. Es ist nicht der Weg des Evangeliums, das den Auferstandenen so deutlich als den ehemaligen Gekreuzigten verkündet. Das ist ein Ärgernis, damals wie heute.

Aber es ist auch eine Einladung, gerade heute nach den Zeichen der Auferstehung zu suchen. Nicht dort, wo alles heil und perfekt erscheint. Sondern genau dort, wo unsere Wunden, unsere Ängste, unsere Traurigkeiten liegen. Auferstehung würde bedeuten, dass der Schmerz nicht das letzte Wort hat. Die Wunden des Auferstandenen sind deutlich sichtbar. Aber sie schmerzen nicht mehr. Sie leuchten. Es geht nicht darum, sich die Tränen und die Wunden weg zu wünschen, sondern darum, dass sie verwandelt werden. Dass sie nicht nur Zeichen unserer Verletzlichkeit sind, sondern zu Zeichen der Verbundenheit und der Hoffnung werden. Verbundenheit mit dem, der durch das Kreuz zur Auferstehung gelangt ist und in ihm mit allen, denen das Leben Wunden schlägt. Und Hoffnung auf ihn, der uns verheißen hat, dass einmal alle Tränen getrocknet werden, und der uns schon heute den Frieden wünscht. Dann wäre nicht mehr Karsamstag, dann wäre Ostern – auch dieses Jahr.

Von Schwester Christine Klimann

Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 24,35–48)

Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und die mit ihnen versammelt waren, was sie unterwegs erlebt und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach.

Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.

Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen
über mich geschrieben steht.

Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben:
Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, seid ihr Zeugen dafür.

Die Autorin

Schwester Christine Klimann gehört zur Kongregation der Helferinnen, ist Pastoralreferentin und studiert in Rom Psychologie.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreibt ein Pool aus Ordensleuten und Priestern für uns.