Taliban rücken weiter vor

Papst dringt auf Waffenruhe und Verhandlungen in Afghanistan

Veröffentlicht am 15.08.2021 um 12:43 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Nach dem Abzug der internationalen Streitkräfte rücken die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan vor. Mehr und mehr Städte sind nun in ihrer Hand. Papst Franziskus hat vor diesem Hintergrund zu Verhandlungen und Frieden aufgerufen.

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Mit einem eindringlichen Appell hat Papst Franziskus zu politischen Verhandlungen in Afghanistan aufgerufen. Er sei sehr besorgt über die Situation und bitte darum, die Waffen niederzulegen und sich am Verhandlungstisch zu treffen, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Nur so könne die Bevölkerung wieder in ihre Häuser zurückkehren und in Sicherheit und Frieden leben.

Die radikal-islamischen Taliban sind am Sonntag in die afghanische Hauptstadt Kabul eingedrungen. Nur Stunden, nachdem mit Dschalalabad die vorletzte Großstadt des Landes kampflos an die Aufständischen gefallen war, marschierten die Islamisten von allen Seiten in Kabul ein, wie der TV-Sender Al-Dschasira berichtete. In einer Erklärung versicherten die Taliban, ihre Kämpfer würden die Vier-Millionen-Metropole nicht mit Gewalt einnehmen. Die Verhandlungen über einen friedlichen Machtwechsel seien im Gange.

Stadt fällt ohne Gegenwehr an Taliban

Am Samstag Abend war Masar-i-Scharif, im Norden des Landes, praktisch ohne Gegenwehr an die Taliban gefallen. Dort hatte die Bundeswehr ihr Hauptquartier. Die Aufständischen kontrollieren nun fast alle der 34 afghanischen Provinzen. Hunderttausende Familien sind aus den vor den Taliban eingenommenen Gebieten des Landes nach Kabul geflohen.

Zum Fest Mariä Himmelfahrt rief der Pontifex zudem zur Demut aufgerufen. Maria sei "voll der Gnade" als erste in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und das Geheimnis ihres Erfolges sei, dass sie sich selbst als klein und bedürftig sah, sagte der Papst am Sonntag beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Dies sei eine große Hoffnungsbotschaft für jeden Einzelnen – auch in schwierigen Zeiten.

Weiterhin sagte der Pontifex mit Blick auf das schwere Erdbeben auf Haiti mit Hunderten Opfern, er hoffe, dass die internationale Gemeinschaft mit großer Solidarität die Folgen der Tragödie lindern könne. Seine Gedanken seien bei der ganzen Bevölkerung des Inselstaates und er bete für die Toten und Verletzten. (cph/KNA/epd)