Wahl einer Frau an die Spitze des Rats gilt als sicher

Nachfolger(in) für Bedford-Strohm gesucht: Die neue EKD-Synode tagt

Veröffentlicht am 06.11.2021 um 13:34 Uhr – Lesedauer: 

Bremen ‐ Ab Sonntag tagt die neue Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Dabei wird auch ein Nachfolger für den Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm gewählt – oder besser eine Nachfolgerin. Denn es gilt als sicher, dass es eine Frau wird.

  • Teilen:

Die im Mai neu gebildete Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kann nun doch nicht wie geplant am Sonntag in Bremen erstmals leibhaftig zusammenkommen. Bereits die konstituierende Sitzung des evangelischen Kirchenparlaments, bei der die Studentin Anna-Nicole Heinrich zur neuen Präses gewählt worden war, und die letzte Tagung der vorigen Synode hatten wegen Corona in rein digitaler Form stattgefunden. Nun verhindert die Pandemie auch eine Präsenztagung in Bremen: Bei einer "vorgelagerten Gremiensitzung" in Bremen kam es zu einem "Impfdurchbruch", wie das Präsidium am Freitag mitteilte. Einer der Teilnehmer ist, wie sich herausstellte, an Corona erkrankt; die anderen müssten demnach in Quarantäne.

Auf der Tagesordnung, die nun in modifizierter Form trotzdem abgearbeitet werden soll, stehen neben dem Bericht des Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm die Beratungen von Kirchengesetzen und die Verabschiedung des EKD-Haushalts. Die Hauptaufmerksamkeit gilt allerdings der Wahl des neuen Rats der EKD. Gerade dabei wäre eine Präsenztagung hilfreich gewesen, sind doch erfahrungsgemäß zwischen den Wahlgängen viele informelle Abreden üblich.

Bedford-Strohm tritt nicht mehr an

Um die 14 Plätze des Leitungsgremiums der EKD bewerben sich 21 Kandidatinnen und Kandidaten. Bedford-Strohm tritt nach siebenjähriger Amtszeit nicht mehr an; es gilt als sicher, dass eine Frau seine Nachfolgerin werden soll.

Zur Auswahl stehen die westfälische Präses Annette Kurschus (58), bisher stellvertretende Ratsvorsitzende, und die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs (60), die ebenfalls bereits eine Amtsperiode dem Rat angehörte. Es wäre die zweite Frau in diesem protestantischen Spitzenamt nach der 2009 gewählten Margot Käßmann, die nach wenigen Wochen von allen Ämtern zurücktrat.

Kirsten Fehrs, Bischöfin der Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland
Bild: ©KNA/Matthias Greve (Archivbild)

Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs bewirbt sich für den EKD-Ratsvorsitz.

Die zurückliegende sechsjährige Amtszeit von Synode und Rat war in den ersten beiden Jahren fast vollständig vom 500-Jahr-Gedenken der Reformation geprägt. Nach dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund 2019 rückte das Thema der Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer in den Vordergrund; vor allem Bedford-Strohm widmete sich diesem Thema mit Verve. Im Unterschied zur zweiten großen Herausforderung, der Reform der evangelischen Kirche, zu der die Synode zwölf "Leitsätze" beschloss: Der bayerische Landesbischof will die Umsetzung offenbar seinen Nachfolgern überlassen.

Die Konkretisierung der beschlossenen "Neuordnung der Finanzstrategie" gehört ebenfalls zu den Aufgaben der neuen Synode: Bis 2030 sollen durchschnittlich 30 Prozent der EKD-Ausgaben im Vergleich zum laufenden Jahr gekürzt werden. Dabei geht es allerdings nur um die EKD-Arbeit im engeren Sinn mit einem Finanzvolumen von 95 Millionen Euro. Gleichwohl dürften bei aller grundsätzlichen Zustimmung zum Sparziel noch harte Verteilungskämpfe anstehen.

Wie geht es bei der Missbrauchsaufarbeitung weiter?

Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet in Bremen der Schutz vor sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Bereits 2018 bei der Synodentagung in Würzburg stand das von den Protestanten zunächst zögerlich aufgegriffene Thema auf der Tagesordnung. Der damals beschlossene Elf-Punkte-Handlungsplan befindet sich seither in der Umsetzungsphase, begleitet von einiger Kritik der Betroffenen von sexueller Gewalt. So fehlten im vergangenen Jahr beim Bericht des Beauftragtenrats der EKD bei der Synode Vertreter der Betroffenen, und im Frühjahr wurde nach Konflikten mit dem Beauftragtenrat die Arbeit des Betroffenenbeirats ausgesetzt. Dessen Mitglieder warfen der EKD vor, keine wirkliche Beteiligung der Betroffenen zu wollen.

An der auf drei Stunden angesetzten Diskussion am Montag in Bremen sollen nun auch Betroffene teilnehmen. Eingeladen wurden nach EKD-Angaben die aktuellen und ehemaligen Mitglieder des Beirats; sie sollen Stellung nehmen können, wenn der Sprecher des Beauftragtenrats, der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns, den aktuellen Bericht des Gremiums vorstellt. Nach den Worten von Präses Heinrich ist die Auseinandersetzung mit den Anliegen der Betroffenen der Synode "ein wichtiges Bedürfnis". Es wird, soviel ist abzusehen, sicher nicht die letzte Befassung der Synode und des neuen Rates mit dem Thema sein.

Von Norbert Zonker (KNA)