Wenn aus Ratzinger Mephisto wird
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Der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas hat ein zweibändiges Werk zur Philosophiegeschichte verfasst. Die Untersuchung widmet sich der "Konstellation von Glauben und Wissen" und geht den Ursprüngen der Philosophie in Ritus und Mythos auf den Grund. Schon 2004 hatte Habermas mit Joseph Ratzinger in der Katholischen Akademie in München Fragen von Religion und Vernunft erörtert. Für manche Zeitgenossen scheint ein derartiges Interesse an den religiösen Wurzeln von Philosophie und Gesellschaft indes zu weit zu gehen.
Bei einer Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing über sein Opus Magnum musste sich Habermas unlängst gegen eine Laudatio verteidigen. In seiner Lobrede auf Habermas hatte der Publizist und Mäzen Jan-Philipp Reemtsma einen bemerkenswerten Vergleich gezogen: Wie Faust dem Mephisto, so habe Habermas dem späteren Papst (auch jener, so Reemtsma, von "Schwefelgeruch" umgeben) die "Bündnishand" entgegenstreckt. Habermas reagierte: Keinesfalls sehe er "eine fortdauernde Abhängigkeit des säkularen Denkens vom verlorenen Erbe der Religion". Tatsächlich ist es Habermas gerade um die Trennung der beiden Dimensionen gegangen. Natürlich will er die Vernunft nicht auf ihre vorsäkularen Ursprünge zurückführen.
Wer sich also weiterhin allen Ernstes als Anhänger dieses "verlorenen Erbes" versteht, der ist bestenfalls Träger von Bedeutungsüberresten, die noch einer Übertragung ins Profane harren – und schlimmstenfalls Ursache von Schwefeldünsten, von denen säkulare "Mitbürger" sich besser fernzuhalten haben.
Der Autor
Benjamin Leven ist Redakteur der "Herder Korrespondenz".Hinweis
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