Kirchen feiern die Ökumene
Dabei bezeichnete Marx das Ökumenismus-Dekret als "revolutionär". Die katholische Kirche habe damals erkannt, dass die Trennung der Christenheit "ein Ärgernis ist vor Gott und den Menschen".
Marx: Voneinander lernen
Christus gehöre "nicht nur einer Kirche, einer Gruppe, nicht einmal uns Christen, sondern allen Menschen", betonte Marx. Seither sei klar, dass es nicht darum gehe, dass alle sich zur katholischen Kirche bekehrten, sondern darum, "dass wir voneinander lernen können". Auch wenn die ökumenische Bewegung "durch Höhen und Tiefen" gehe, sei die katholische Kirche dankbar für "dieses Geschenk vom 21. November 1964, das uns endgültig bindet".
Bedford-Strohm würdigte die Annäherungen zwischen den Kirchen. In den vergangenen 50 Jahren seien viele Fortschritte erzielt worden, etwa beim gemeinsamen Verständnis der Heiligen Schrift und der gemeinsamen Taufe. Dennoch sei das Ziel noch lange nicht erreicht, weil die Kirchen "immer noch viel zu viel" trenne. Gerade Menschen in konfessionsverschiedenen Ehen litten darunter.
In Mainz äußerte Kardinal Karl Lehmann die Hoffnung, dass – mit Blick auf das 500-Jahr-Gedenken der Reformation 2017 – Fortschritte im Dialog zwischen katholischer und evangelischer Kirche möglich seien. Es gelte nun, neuen Anlauf und Schwung zu nehmen, "um aus mancher Enge und aus mancher Enttäuschung wieder in ein freies und weites Feld der Gemeinsamkeit und der Aussöhnung zu gelangen", sagte der Kardinal bei einem Gottesdienst am Freitagabend im Mainzer Dom. Es sei zwar falsch, von einer "ökumenischen Eiszeit" zu sprechen, "aber es droht sicher manchmal die Gefahr der Müdigkeit", so Lehmann.
Feige kritisiert Probleme in der Ökumene
Der Berliner Diözesanadministrator Tobias Przytarski und der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge würdigten in einem gemeinsamen Gottesdienst in der Berliner Sankt Hedwigskathedrale die Fortschritte in der Ökumene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). "Wir dürfen dankbar auf das schauen, was an ökumenischem Miteinander und Vertrauen gewachsen ist", sagte Przytarski. Die Dialoge mit allen konfessionellen Weltbünden hätten auch in Berlin Früchte getragen, so der Diözesanadministrator unter Verweis auf den Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg, das alle drei Jahre stattfindende "Fest der Kirchen" und den Ökumenischen Kirchentag 2003 in der Hauptstadt.
In Magdeburg kritisierte Bischof Gerhard Feige Unzulänglichkeiten in der Ökumene. "Die konfessionelle Spaltung ist sogar zu einem großen Teil dafür mitverantwortlich, dass Christentum und Kirche in unserer Gesellschaft an Bedeutung und Glaubwürdigkeit verloren haben", sagte Feige, der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender der Ökumene-Kommission ist. Viele Menschen verstünden nicht mehr, wieso es eine gespaltene Christenheit gebe, so der Bischof. Obwohl in der Ökumene heute vieles selbstverständlicher als noch vor Jahrzehnten sei, gebe es immer noch "gravierende Probleme". Noch habe man "keine gemeinsame Vision davon, wie die Einheit der Kirchen konkret aussehen könnte".
Vertrauen, Verlässlichkeit und Verständnis
Für den Freiburger Erzbischof Stephan Burger lebt die Ökumene vor allem von Vertrauen, Verlässlichkeit und Verständnis. "Vor der eigenen Profilierung muss stets der Respekt vor dem Anderen stehen", sagte Burger bei einem Gottesdienst im Freiburger Münster. In der Ökumene muss es nach Überzeugung des Erzbischofs weiter gehen, weil das Bemühen um Einheit ein Herzensanliegen Jesu sei. Mit Blick auf die Geschichte erläuterte er, dass Spaltungen immer zu Einseitigkeit geführt hätten, "weil bestimmte Elemente als besondere Eigenheiten herausgestellt wurden".
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick möchte den Buß- und Bettag wieder zum gesetzlichen Feiertag machen und ihn unter ein ökumenisches Vorzeichen stellen. Der wichtigste Auftrag Christi an seine Kirche sei der Dienst an der Versöhnung der Menschen mit Gott und untereinander, sagte Schick im Bamberger Dom. Reue und Buße seien die Voraussetzung für eine ganzheitliche Versöhnung.
Auch der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, rief zu stärkeren ökumenischen Anstrengungen auf. Angesichts der weltweiten Krisenherde sowie wachsender gesellschaftlicher und sozialer Herausforderungen brauche es ein überzeugenderes gemeinsames Handeln der Kirche. Die Herausforderung liege darin "eine gemeinsame Sprache zu finden, die die Menschen erreicht und die sie zu trösten und ihnen Hoffnung zu geben vermag", sagte er in der Stuttgarter Domkirche Sankt Eberhard. Ähnlich äußerte sich auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt bei einem Festgottesdienst in der Görlitzer Sankt Jakobus Kathedrale. Er rief Katholiken und Protestanten vor allem dazu auf, in ethischen Fragen eine gemeinsame Linie zu fahren. "Nur so können wir uns in der säkularen Welt verständlich machen."
In Schwerin würdigte der Hamburger Weihbischof Norbert Werbs ebenfalls den 50. Jahrestag des Grundsatztextes über die Ökumene. "Die katholische Kirche hat sich damals für den Weg der Ökumene entschieden, nachdem sie ihn lange Zeit abgelehnt hatte", sagte er in einem Gottesdienst in der Propsteikirche St. Anna. „Die Entscheidung für den Weg der Ökumene ist heute unwiderruflich und steht nicht zur Disposition", ergänzte er.
Eins der wichtigsten Dokumenten des Konzils
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erinnerte auf seiner Herbstvollversammlung in Bonn ebenfalls an die Beschlüsse des Konzils zur Ökumene. Das Dekret ermutige auch heute noch zu einer "nüchternen Wahrnehmung der Wirklichkeit", zum Dialog zwischen den Kirchen und einer Debatte über Reformen, sagte die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler.
Der als "Ökumenismusdekret" bekannte Text mit dem Titel "Unitatis redintegratio" (Die Wiedererlangung der Einheit), der am 21. November 1964 verabschiedet wurde, gehört zu den wirkmächtigsten Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils. Darin würdigte die katholische Kirche erstmals die ökumenische Bewegung, die von ihr zuvor eher misstrauisch bis ablehnend beobachtet wurde, und ermahnte "alle katholischen Gläubigen, dass sie, die Zeichen der Zeit erkennend, mit Eifer an dem ökumenischen Werk teilnehmen". (gho/som/KNA)