Das Museum Frieder Burda zeigt religiöse Motive im Werk von Emil Nolde

Bekenntnis in rot und blau

Veröffentlicht am 28.09.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Ausstellung

Baden-Baden ‐ Glauben nur ist unbegrenzt", davon war der Emil Nolde (1867-1956) überzeugt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der deutsche Expressionist biblische Szenen und Heiligenbilder in farbintensiven Werken schuf. Emil Nolde hat mehr als 50 Bilder mit religiösen Motiven geschaffen. Einige seiner wichtigsten "biblischen und Legendenbilder" sind noch bis 13. Oktober im Museum Frieder Burda in Baden-Baden zu sehen.

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"In Abständen von jeweils einigen Jahren entstanden immer wieder Bilder mit biblisch religiösem Inhalt. Die Vorstellung des Knaben von einst, als ich während der langen Winterabende tief ergriffen alle Abende in der Bibel lesend saß, wurden wieder wach. Es waren Bilder, die ich las, reichste orientalistische Phantastik. Sie wirbelten in meiner Vorstellung immerzu vor mir hoch, bis lange, lange danach der nun erwachsene Mensch und Künstler sie, wie in traumhafter Eingebung, malte und malte", so definiert Emil Nolde in seiner Autobiografie seine Affinität für religiöse Sujets. Der Künstler schreibt, dass es in seinem Elternhaus "nur Bücher des Glaubens" gegeben habe.

In der Ausstellung sind zentrale Bibel- und Legendenbilder aus dem Schaffensjahr 1921 zu sehen: "Verlorenes Paradies", "Josephs Versuchung" und "Martyrium I-III". Das von Nolde selbst als "grausiges Drama" bezeichnete Triptychon zeigt "die Figuren in übersinnlicher und auch verschiedener Größe gestaltend und in die Zeit der Christenverfolgungen zurückgreifend". Der gekreuzigte Christus hat rote Haare während die Haare der hämisch grinsenden Hächer in gelber und weißer Farbe gefasst sind. Knalliges blau dominiert die Figur des Joseph im Ölbild "Josephs Versuchung".

Sind Noldes biblische Bilder auch fromme Bilder?

Die zweite Etage des Museums Frieder Burda ist vorwiegend den religiösen Kunstwerken des Expressionisten gewidmet. Bilder wie "Der jüngste Tag", "Legende des Hl. Symeon und die Weiber" oder "Heilige Familie" werfen beim Betrachter die Frage auf: Sind Noldes "biblische und Legendenbilder" auch fromme Bilder? Eine Antwort lieferte nicht nur die vor einigen Jahren in Berlin stattgefundene Sonderschau "Emil Nolde: religiöse Bilder", sondern auch der Künstler selbst: "Nicht Gott vor mir haben wie ein stahlharten assyrischen Herrscher, sondern Gott in mir, heiß und heilig wie die Liebe Christi".

Emil Noldes Gemälde "Josephs Versuchung" aus dem Jahr 1921.
Bild: ©© Nolde Stiftung Seebüll, 2013

Emil Noldes Gemälde "Josephs Versuchung" aus dem Jahr 1921.

Noldes tiefe Frömmigkeit war weniger kirchlich geprägt, sondern innerlich und spirituell. Für ihn war die persönliche Erfahrung wichtig, nicht die Tradition oder das Überkommene. So vertritt er eine eigene Auffassung der Religiösität, er fühlte sich nicht an eine Konfession gebunden.

Leben im Farbenglück

Die religiösen Bilder Noldes behandeln die Frage nach Schuld und Sühne und sind seine Möglichkeit, Betroffenheit auszudrücken. Er konzentrierte sich in seinen Gemälden auf die psychologisch gespannten Momente, die er dann durch seine Farbgebung in ihrer Ausdrucksintensivität steigerte. Schon als Jugendlicher ließ er sich von der Bibel inspirieren.

In seiner Autobiografie erinnert sich Nolde: "In der Schule übermalte ich alle Bilder meiner Bibelgeschichte und lebte ständig damals schon im Farbenglück." In der schwierigen Lage, keine geeigneten Materialien zur Verfügung zu haben, fand er eigene Wege. Seine ersten Farbexperimente unternahm er mit Holunder- und Rote-Bete-Saft. Die Eltern scheinen das besondere Verlangen des Kindes erkannt zu haben, zu Weihnachten erhielt er den sehnlich erwünschten Tuschkasten.

Von Marc Jeck

Die Ausstellung

Die Ausstellung "Emil Nolde. Die Pracht der Faben" ist noch bis Sonntag, 13. Oktober 2013, im Museum Frieder Burda (Lichtentaler Allee 8b, 76530 Baden-Baden) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. Montags ist das Museum geschlossen. Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Familien (bis zu zwei Erwachsene und Kinder) zahlen zusammen 26 Euro, Studenten der Kunst oder Kunstgeschichte zahlen 5 Euro. Führungen: Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden zu folgenden Terminen statt: Mittwoch, 16 Uhr; Samstag, 11 und 15 Uhr; Sonntag und Feiertage, 11, 13 und 15 Uhr. Die Teilnahme an einer Führung kostet zusätzlich zum Eintrittspreis 4 Euro.