Schick sieht bei sich keine Versäumnisse im Umgang mit Missbrauch

Der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht bei sich keine Versäumnisse in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. In einem Interview mit der Zeitung "Fränkischer Tag" (Dienstag) sagte Schick, "nie etwas bewusst vertuscht, verzögert oder verheimlicht" zu haben. Ende November hatte der Betroffenenbeirat im Erzbistum Vorschläge kritisiert, Schick zum Ehrenbürger Bambergs zu ernennen. Während seiner Amtszeit als Erzbischof hätten sich "bestimmte Muster" im Umgang mit Missbrauch beobachten lassen, kritisierte der Beirat: So seien Betroffene häufig nicht gesehen und unzureichend informiert worden und ihr Leid nicht angemessen gewürdigt worden. Bei Tätern dagegen sah der Beirat "häufig einen inkonsequenten und nachsichtigen Umgang". Schick sagte nun, dass er konkret gesagt bekommen wolle, was ihm vorgeworfen werde, damit er damit umgehen könne. "Ich werfe mir nichts vor, ohne dass ich in einen Unschuldswahn verfalle", so der Erzbischof weiter.
Mit Blick auf seine zwanzigjährige Amtszeit, die mit der Annahme seines Rücktritts am 1. November endete, zeigte er sich dankbar und zufrieden. Vieles sei gelungen: "Wir haben die Finanzsituation stabil gehalten, wir haben Strukturreformen durchgeführt. Wir haben zuletzt viele der 3.000 Gebäude der Kirche renoviert." Außerdem seien Gremien reformiert worden und der Frauenanteil in der Verwaltung erhöht worden. Mit Blick auf die Zukunft sieht Schick allerdings weiteren Reformbedarf vor allem im Bereich des hauptamtlichen Personals, um auf den Rückgang an Kirchenmitgliedern zu reagieren.
Enttäuschung über ausbleibende Reformen kein Grund für Rücktritt
Angesichts stockender Reformen zeigte sich der emeritierte Erzbischof gelassen. Er habe seinen Rücktritt nicht aus Resignation über ausbleibende Veränderungen angeboten, etwa in Hinblick auf die Priesterweihe verheirateter Männer. "Diese Dinge brauchen Zeit und Geduld. Wenn man jetzt Bischof emeritus ist, kann man die Dinge auch noch weiter voranbringen. Das ist nicht damit ad acta gelegt", so Schick. Er bleibe in der Kirche und wolle auch weiterhin mitwirken. Bei der Zulassung zur Eucharistie empfiehlt der emeritierte Erzbischof den Blick auf das neue Testament und das Pauluswort, dass jeder sich prüfen solle, wenn er zum Tisch des Herrn geht: "Die Prüfung lautet: Ich will als Christ leben. Wenn das einer sagen kann, dann kann er auch teilhaben am Tisch des Herrn. Das müssen Geschiedene, Wiederverheirate, das müssen aber auch alle anderen tun."
Der 1949 geborene Schick wurde 2002 zum Erzbischof von Bamberg ernannt. Zuvor war er Generalvikar und Weihbischof in Fulda sowie Professor für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät Fulda. In der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) war Schick lange Jahre für den Bereich Weltkirche zuständig. Zum 1. November nahm Papst Franziskus sein überraschendes Rücktrittsangebot zwei Jahre vor Erreichen des üblichen Rücktrittsalters von 75 Jahren an. Mit seinem Rücktritt wolle Schick die bevorstehenden "wichtigen Entscheidungen und Weichenstellungen im Erzbistum" einem jüngeren Nachfolger überlassen, hießes in einer Pressemitteilung des Erzbistums. "Vernunft und Verantwortung" hätten ihn bereits im ersten Quartal des Jahres zu dieser Überzeugung kommen lassen. (fxn)