Rom habe Reformprozess nicht gestoppt

Bischof Genn steht trotz Kritik aus dem Vatikan hinter Synodalem Weg

Veröffentlicht am 11.12.2022 um 15:07 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom hat es harte Diskussionen gegeben. Der Münsteraner Bischof Felix Genn bezeichnet die Gespräch im Rückblick aber als offen und ehrlich: "Es bleiben weder Aggression noch Bitterkeit."

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Trotz Kritik aus dem Vatikan hält der Bischof von Münster, Felix Genn, weiter am Reformprozess Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland fest. "Rom hat den Synodalen Weg in Deutschland nicht gestoppt", sagte Genn im Interview der "Westfälischen Nachrichten" (Samstag). "Es war zwar von einem Moratorium, also einer vorläufigen Aussetzung des Synodalen Weges in Deutschland, die Rede. Aber ein solches Moratorium haben wir abgewendet." Nichtsdestotrotz gebe es Fragen, die nicht ohne den Vatikan zu lösen seien. "Diese Tatsache nehmen wir auch ernst."

Beim Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 vor allem über die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie über die Rolle von Frauen in der Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat.

Genn: "Es bleiben weder Aggression noch Bitterkeit"

Zuletzt hatten die beiden Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet Kritik am Reformprozess geübt. Ladaria, Präfekt des Glaubens-Dikasteriums, monierte unter anderem, die Kirche werde von vornherein als eine "strukturell Missbrauch hervorbringende Organisation" betrachtet. Ouellet, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, legte nahe, dass Missbrauchsfälle "ausgenutzt wurden, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen".

Ouellet und Ladaria hatten ihre Standpunkte Mitte November während des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe beim Papst in Rom vorgetragen. Nach Genns Einschätzung weiß Franziskus, dass es in der Kirche Spannungen gibt – "wie in jeder Familie", so der Bischof. "In diesem Spannungsfeld sieht er sich auch selber und spricht das deutlich an." Rückblickend seien die Gespräche in Rom offen und ehrlich verlaufen. "Es bleiben weder Aggression noch Bitterkeit."

In einer ersten Reaktion nach dem Ad-limina-Besuch hatte Genn die Gespräche mit den Kurienvertretern als "hart, aber von beiden Seiten fair" bezeichnet. "Der Papst spricht oft von einem Erlernen der Synodalität", sagte Genn, "das konnten wir im Austausch unter uns, mit dem Papst und der Kurie erleben." Die Situation der Kirche in Deutschland und den Synodalen Weg nehme man in Rom aus Briefen und den Medien wahr und betrachte sie durchaus auch mit Sorge. "Diese Reserviertheit erfordert weitere Gespräche, das schadet aber auch nicht", so Genn Ende November. (cbr/KNA)