Weitere mögliche Missbrauchsbetroffene sollen ausfindig gemacht werden

Rupnik war früher Renovabis-Partner – Hilfswerk "erschüttert"

Veröffentlicht am 23.12.2022 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

Freising ‐ Im Missbrauchsskandal um Marko Rupnik hat sich nun auch Renovabis geäußert: Der Jesuit war einst Projektpartner des Hilfswerks – und eine der geförderten Einrichtungen wurde als möglicher Tatort genannt. Nun werde man dem Fall nachgehen.

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Das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis zeigt sich bestürzt über den Missbrauchsskandal um den bekannten Jesuiten Marko Rupnik. Wie Renovabis am Freitag in einer Stellungnahme bekanntgab, war Rupnik Projektpartner des Hilfswerks in dessen Anfangsjahren. So habe man 1993 eine Frauenkommunität im Erzbistum Ljubljana unterstützt, deren Exerzitienhaus in aktuellen Anschuldigungen gegen Rupnik ausdrücklich als Ort mutmaßlichen Missbrauchs genannt wird. Zudem habe der Jesuit, der auch wissenschaftlich tätig war, Fördermittel für Stipendien von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Osteuropa zum Studium am Aletti-Institut in Rom erhalten.

Man habe bis zu den jüngsten Veröffentlichungen nichts über die mutmaßlichen Verfehlungen seines damaligen Projektpartners gewusst und sei über die Vorwürfe "erschüttert", so Renovabis. Gemäß des eigenen Schutzkonzepts, das auch die Partner in die Pflicht nehme, gehe man dem aktuellen Fall nach. Dabei sollen insbesondere die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus den Jahren 1993 bis 1995 ausfindig gemacht werden. Sie würden ermutigt, mögliche Hinweise auf unpassendes und strafbares Verhalten von Pater Rupnik zu geben, heißt es. Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz betonte, dass das Hilfswerk bei Missbrauch "eine kompromisslose Haltung" einnehme.

Slowenische Bischöfe distanzierten sich

Mehrere Ordensfrauen aus Slowenien werfen Rupnik vor, in den 1990er Jahren geistlichen Missbrauch und sexualisierte Gewalt gegen sie begangen zu haben. Am Donnerstag hatte sich die slowenische Bischofskonferenz von ihm distanziert und die "emotionalen, sexuellen und spirituellen Gewalttaten Rupniks sowie seinen schweren Missbrauch des Sakraments der Beichte" verurteilt. Man bedauere, dass "diese verwerflichen Taten so viele Jahre lang verborgen geblieben sind und den Opfern und ihren Angehörigen Leid zugefügt haben".

Am Dienstag hatte die Leitung der Jesuiten in Rom Einzelheiten über den Umgang kirchlicher Stellen mit dem Fall veröffentlicht. Demnach ging bereits im Oktober 2018 eine Anzeige wegen der sakramentalen "Lossprechung eines Mittäters" bei der Jesuitenzentrale in Rom ein. Dies ist laut Kirchenrecht eine sehr schwere Straftat und bewirkt eine automatische Exkommunikation. Rupnik hatte demnach eine Frau, mit der er unerlaubt Sex hatte, in der Beichte von dieser Sünde loszusprechen versucht. Im Mai 2020 stellte die Römische Glaubenskongregation die Exkommunikation Rupniks formal fest und hob sie – nachdem er die Tat bereut hatte – im selben Monat wieder auf.

Weitere Anzeigen von mindestens neun Frauen, die meisten davon Ordensfrauen, wegen geistlichen Machtmissbrauchs und sexueller Handlungen, führten 2021 zu weiteren kirchlichen Ermittlungen gegen Rupnik. Ein Prozess kam jedoch wegen Verjährung der Taten nicht zustande. (mal)