"Nehmen unsere demokratischen Rechte wahr"

Lützerath: Aachener Diözesanrat ruft zu Teilnahme an Großdemo auf

Veröffentlicht am 12.01.2023 um 13:04 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Für eine fossilfreie Zukunft und gegen die Kriminalisierung von Klimaaktivismus will sich die Laienvertretung im Bistum Aachen einsetzen. Und das in Gesellschaft einer überaus prominenten Naturschützerin.

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Der Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Aachen ruft zur Teilnahme an einer Großdemonstration gegen die Räumung des Dorfes Lützerath auf. "In Solidarität mit der globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit fordern wir von den Verantwortlichen: Die Räumung von Lützerath stoppen. Die Kohle unter Lützerath muss im Boden bleiben!", heißt es auf der Website des Diözesanrats. Den Protest am kommenden Samstag (14. Januar) am Braunkohletagebau Garzweiler hat ein breites Bündnis von Klimaschutz-Organisationen initiiert, darunter die Initiativen "Alle Dörfer bleiben" und "Fridays for Future".

Vom Diözesanrat heißt es weiter: "Wir nehmen unsere demokratischen Rechte wahr, treten ein für die fossilfreie Zukunft und stellen uns dagegen, dass Klimaaktivismus kriminalisiert wird". Der Protest "zwischen Dorf und Kohlebagger" werde "bunt und vielfältig". Auf der Website finden sich auch Informationen zu An- und Abreise und dem Verlauf der Demonstration.

Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, hatte die Proteste in Lützerath zuvor gegen Extremismusvorwürfe verteidigt. "Ich lehne es von Grund auf ab, dass Menschen, die für den Klimawandel eintreten und dafür friedliche Protestformen wählen, als Terroristen verunglimpft werden", sagte Podschun katholisch.de am Mittwoch.

Bischof Dieser: Spirale der Gewalt zu vermeiden

Der Aachener Bischof Helmut Dieser appellierte derweil an alle Beteiligten, eine Spirale der Gewalt zu vermeiden. Friedliche Proteste seien zentraler Bestandteil einer lebendigen Demokratie, sagte er ebenfalls am Mittwoch in Aachen. "Zu einem glaubwürdigen Rechtsstaat gehört aber auch, dass Regeln und Vereinbarungen eingehalten werden." Das Bistum respektiere die "rechtsstaatlich errungenen Entscheidungen". Der Ausstieg aus der Braunkohlewirtschaft sei beschlossen, Lützerath nun der letzte Ort, der abgebaggert werde.

Das katholische Hilfswerk Misereor fordert unterdessen ein sofortiges Moratorium für die Räumung des Geländes. So solle vor Ort eine "Denk- und Gesprächspause" möglich werden. Der Interessenkonflikt zwischen der Einhaltung von Klimazielen und der Versorgungssicherheit Deutschlands müsse gelöst werden. Auch der Aachener Diözesanrat und Vertreter der evangelischen Kirche waren für ein solches Moratorium eingetreten. 

An der Großdemonstration am Samstag wollen laut Medienberichten auch die Klimaaktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer teilnehmen. Auch Organisationen wie der WWF beteiligen sich. Der Protest geht um 12 Uhr mit einem Demozug vom nahegelegenen Ort Keyenberg los. Um 13:30 Uhr startet dann das eigentliche Programm vor der Hauptbühne auf einer Freifläche nahe Lützerath. (gho)