Besserwisserei kann sich weder der Vatikan noch Deutschland leisten!
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Der Wallfahrtsrektor von Kevelaer hat in seinem Interview mit katholisch.de einen guten Satz gesagt: "Wir dürfen als Kirche nicht alles besser wissen." Das stimmt gewiss für die Seelsorge. Das stimmt aber auch da, wo unser bundesrepublikanischer Katholizismus mit der Weltkirche zusammenstößt, zuletzt anlässlich des Synodalen Weges.
Wer beruflich im Ausland unterwegs ist, der wird ja oft genug neugierig oder auch etwas bestürzt gefragt, ob es nun wirklich in Deutschland zum Schisma kommen wird. Aus unserer deutschen Binnensicht wirkt das eher absurd. Und es gibt da sicher auch eine "Holschuld" in Rom und im Ausland: Wir dürfen erhoffen, dass sich diejenigen, die mit uns Deutschen gemeinsam Weltkirche sein wollen, auch wohlwollend für das interessieren, was bei uns passiert, und sich nicht von ein paar Brandstiftern aufrühren lassen, die die deutsche Kirchenspaltung aus kirchenpolitischen Motiven heraufbeschwören.
Aber es gibt auch eine "Bringschuld": eine Verpflichtung, das was bei uns passiert, so zu erklären, vielleicht sogar so zu gestalten, dass es in der Weltkirche verstanden werden kann. Davon habe ich bisher recht wenig gesehen. Kürzlich war ich dabei, als ein paar Globetrotter aus der Ordenswelt einen deutschen Bischof gefragt haben, ob er denn nicht darüber besorgt sei, dass die Kommunikation mit der Weltkirche so gestört wirke. Die Antwort war, dass "die Römer" gar nicht in der Lage seien, einen Ad-Limina-Besuch vernünftig zu organisieren. Man habe dort noch viel über Kommunikation zu lernen.
So wird das aber nichts! Wer heute aus Deutschland in die katholische Welt kommt und meint, er oder sie (aber es sind meistens Männer), könne die Weltkirche noch groß belehren, weil unsere Generalvikariate so toll organisiert sind, leidet an Tunnelblick. Die globale Wahrnehmung unserer Kirche ist im besten Fall mitleidig besorgt, und häufiger eher verächtlich.
Bring- und Holschuld lassen sich nicht genau abzirkeln. Damit das alles überhaupt noch funktionieren kann, braucht es Großzügigkeit und kommunikative Vorleistungen: das Bemühen, einander zuvorzukommen: die Extrameile, von der Jesus spricht oder den Mantel statt des Hemdes (Mt 5,40).
Der Autor
Jeremias Schröder OSB ist Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.