Einige deutsche Bischöfe schienen das nicht zu verstehen

Glaubenspräfekt Fernández: Papst ist kein liberaler Reformer

Veröffentlicht am 31.12.2023 um 11:37 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Glaubenspräfekt Víctor Fernández hat sich in einem Interview kritisch zum Synodalen Weg geäußert. Es scheine manchmal, als fühle sich ein Teil der Welt besonders "erleuchtet, um zu verstehen, was die anderen armen Tröpfe nicht zu begreifen vermögen".

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Der Leiter des vatikanischen Glaubensdikasteriums, Kardinal Víctor Fernández, hat vor Fehleinschätzungen von Papst Franziskus gewarnt. Dieser sei kein liberaler Reformer, sagte Fernández laut einer online verbreiteten Vorabmeldung in einem Interview der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Der Wortlaut wird erst in der ersten Ausgabe des neuen Jahres veröffentlicht, die am Donnerstag erscheint.

"Einige deutsche Bischöfe scheinen mir offenbar nicht recht zu verstehen, dass ein liberaler oder aufklärerischer Papst diese Gemeinschaft unter Deutschen, Afrikanern, Asiaten, Lateinamerikanern, Russen und so fort nicht garantieren könne", sagte Fernández den Angaben zufolge mit Blick auf große Unterschiede in der Weltkirche. Ein "pastoraler" Papst könne das hingegen.

Fernández: Teil der Welt fühle sich besonders "erleuchtet"

Der Kurienkardinal verwies auf die kurz vor Weihnachten von seiner Behörde veröffentlichte Erklärung "Fiducia supplicans" zur Segnung unverheirateter und homosexueller Paare. Diese Äußerung sei "eine klare Antwort, die die Unterschrift des Papstes trägt". Es sei "nicht die Antwort, die man in zwei oder drei Ländern gerne hätte". Vielmehr handle es sich um eine "pastorale Antwort, die alle, wenn auch mit Mühe, annehmen könnten".

Fernández kritisierte laut "Tagespost" ausdrücklich die in Deutschland geführten Reformdebatten: "Wenn man einige Betrachtungen hört, die im Kontext des deutschen Synodalen Wegs angestellt wurden, scheint es manchmal, als fühle sich ein Teil der Welt besonders 'erleuchtet', um zu verstehen, was die anderen armen Tröpfe nicht zu begreifen vermögen, weil sie verschlossen oder mittelalterlich seien, und dann glaubt dieser 'erleuchtete' Teil auf naive Weise, dass dank seiner die ganze universale Kirche reformiert und von den alten Schemen befreit wird." Zu glauben, so Fernández, "dass in einem Teil der Welt die durch den sexuellen Missbrauch verursachte Krise mit Hilfe von Entscheidungen gelöst werden könne, die der Lehre der universalen Kirche entgegenstehen, ist meiner Meinung nach nicht einmal vernünftig begründet". 

Der Vorabmeldung zufolge schloss der Glaubenspräfekt auch aus, dass in den für 2024 geplanten Gesprächen mit den deutschen Bischöfen zu den Ergebnissen des Synodalen Wegs das Frauenpriestertum und die Neubewertung der homosexuellen Handlungen ein Thema sein könnten. Dem auf den 25. November datierten Brief von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an die Deutsche Bischofskonferenz habe sein Dikasterium eine Note beigefügt, so Fernández. Diese habe die Absicht gehabt, "keine Zeit mit zwei Themen zu verlieren, in denen wir nicht weitergehen können". (cbr/KNA)