Nennung von Täter-Namen als Erfolg bewertet

Missbrauchs-Prävention im Bistum Aachen zeigt offenbar Wirkung

Veröffentlicht am 10.05.2024 um 17:17 Uhr – Lesedauer: 

Aachen ‐ Das Bistum Aachen hat einen Jahresbericht zur Missbrauchs-Prävention und Aufklärung im Jahr 2023 abgegeben. Laut Bericht ist besonders ein Projekt erfolgreich, bei dem die Namen von - mutmaßlichen - Tätern veröffentlicht wurden.

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In seinem jüngsten Jahresbericht zu Aufklärung und Vorbeugung von sexuellem Missbrauch zieht das Bistum Aachen eine positive Zwischenbilanz. Das Projekt "Das Dunkelfeld erhellen" zur namentlichen Nennung mutmaßlicher Missbrauchstäter zeige Wirkung, teilte das Bistum am Freitag mit. Nach Bekanntmachung von 53 Täternamen am 18. Oktober 2023 meldeten sich bis Ende Dezember demnach 66 Betroffene. Im ganzen 4. Quartal waren es 69 Betroffene. Für das 3. Quartal hatte die Diözese 17 zusätzliche betroffene Personen verzeichnet. Bis Jahresende 2023 sind dem Bistum insgesamt 336 Betroffene seit seinem Bestehen im Jahr 1930 bekannt geworden.

Das Projekt wurde am 18. Oktober vergangenen Jahres als Aufruf an Betroffene gestartet, Täter zu benennen, um später Namen zu veröffentlichen. Vor Veröffentlichung hatte es Kritik an der Maßnahme des Bistums gegeben. "Datenschutzrechte, die Unschuldsvermutung bei fehlenden Beweisen und die Gefahr einer Stigmatisierung, sofern sich ein Vorwurf im Nachhinein als unbegründet erweist, stehen auf der einen Seite, die Erwartung von Aufarbeitung und Gerechtigkeit auf der anderen", lautete damals die Erklärung der Diözese.

Keine Klagen von Angehörigen von benannten Beschuldigten

Angehörige des verstorbenen Weihbischofs August Peters, der vom Bistum als Beschuldigter benannt wurde, kündigten im November an, rechtliche Schritte gegen das Bistum zu prüfen. Auf Anfrage von katholisch.de teilte die Diözese am Freitag mit, dass es keine Klage in diesem Zusammenhang gibt.

Laut aktuellem Jahresbericht wurden unter anderem Rückmeldungen und die ersten Kontakte zwischen Bistum und Betroffenen aus dem Projekt ausgewertet. 66 Personen gaben demnach an, in ihrer Kindheit oder Jugend von sexualisierter Gewalt betroffen gewesen zu sein. Davon äußerten 43 Personen den Wunsch, mit einer Ansprechperson zu sprechen und entweder zum Verfahren eines Anerkennungsantrags ihres Falls beraten zu werden oder gleich einen Antrag zu stellen. Aktuelle Fälle seien nicht darunter gewesen. (fxn/KNA)

10. Mai, 20.10 Uhr: Korrektur der KNA zu Zahlen aufgenommen; Information zu Klagen ergänzt.