Gauck: "Wir alle können von ihm lernen"
Der Bundespräsident erinnerte an die Verfolgung jüdischer Wissenschaftler durch die Nationalsozialisten. "Der jüdische Geist, dem wir alle so viel verdanken, er sollte vertrieben und vernichtet werden, jener jüdische Geist, den auf so besondere Weise Martin Buber studierte, lehrte und geradezu verkörperte." Eindringlich mahnte Gauck, aus der Geschichte zu lernen und heute jedem Totalitarismus Widerstand zu leisten: "Jede Gesellschaft, die eine menschliche sein will, muss der Begegnung freier Individuen Raum geben."
Gauck: Glaube befähigt zu Menschlichkeit
Dabei habe Buber gezeigt und vorgelebt, so Gauck, zu welcher zutiefst menschlichen Haltung religiöser Glaube befähigen und ermutigen könne. "Wir können alle - gerade in Deutschland - noch immer von Martin Buber lernen. Sein Denken kann uns auch heute Orientierung geben", betonte Gauck.
Martin Buber ist einer der einflussreichsten jüdischen Religionsphilosophen des 20. Jahrhunderts. Seit 1923 lehrte er an der Universität Frankfurt. Nach der Machtergreifung der Nazis musste er seine Professur aufgeben und aus Deutschland fliehen. Danach lehrte er an der Universität Jerusalem Philosophie und setzte sich für einen jüdisch-arabischen Dialog und einen binationalen Staat ein. Er starb vor 50 Jahren, am 13. Juni 1965, in Jerusalem.
Dialogisches Prinzip als Leitidee
In seinem philosophischen Hauptwerk "Ich und Du" (1923) entwickelte Buber das dialogische Prinzip, das unmittelbare Verhältnis des Menschen zum jeweiligen Gegenüber wie auch zu Gott, als Leitidee des religiösen, aber auch politischen Denkens. International erfuhr Buber große Anerkennung und wurde beispielsweise mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. 1964 verlieh ihm die Universität Heidelberg die Ehrendoktorwürde.
Der Heidelberger Festakt am Dienstag wurde von der Martin-Buber-Gesellschaft sowie von der Universität Heidelberg und der Hochschule für Jüdische Studien organisiert. (KNA)