Kirche würdigt Haltung des Papstes

Hus-Feiern in Tschechien

Veröffentlicht am 05.07.2015 um 14:26 Uhr – Lesedauer: 
Gemälde von Jan Hus
Bild: © KNA
Reformation

Prag  ‐ In Prag haben die Feierlichkeiten zum Gedenken an den Märtyrertod von Jan Hus vor 600 Jahren begonnen. Der Patriarch der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche, Tomas Butta, würdigte die Haltung von Papst Franziskus zum Vorreformator.

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Der Patriarch der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche, Tomas Butta, würdigte unterdessen die Haltung von Papst Franziskus zu Jan Hus. Butta gehörte einer tschechischen Delegation von Kirchenvertretern an, die vom Papst am 15. Juni im Vatikan empfangen worden war.

"Das war eine starke Erfahrung", sagte Butta im Interview der Zeitung Pravo (Wochenendausgabe). "Wir hatten nicht den Eindruck, dass das Thema Hus etwas ist, das den Papst nur sehr aus der Ferne anrührt." Das sei auch durch seine Aussagen deutlich geworden, in denen er an die Worte von Johannes Paul II. (1978-2005) aus dem Jahr 1999 erinnerte; demnach gehörte Hus zu den Reformatoren der Kirche, deren "grausamer Tod bedauernswert" gewesen sei. Die Bitte des Papstes um Vergebung sei "ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Versöhnung" gewesen, so Butta.

Linktipp: Befreiungsschlag in Konstanz

Es war der Versuch eines kirchen- und machtpolitischen Befreiungsschlags in höchster Not. Die beim Konstanzer Konzil versammelten Theologen, Fürsten und Kardinäle wagten vor genau 600 Jahren das bis dahin Undenkbare: Mit ihrem Konzilsdokument "Haec sancta", benannt nach seinen lateinischen Anfangsworten "Diese Heilige Synode", erklärte sich die Kirchenversammlung am 6. April 1415 selbst zur höchsten Autorität der Kirche, der sich ausnahmslos jeder beugen müsse.

Über eine mögliche Seligsprechung von Hus sagte der Patriarch: "Ich denke, die Aussagen von Johannes Paul II. und von Franziskus sind Ausdruck einer Offenheit gegenüber Jan Hus. Aber ich kann nicht für die katholische Kirche sprechen." Das Thema sei "nicht ganz einfach".

Butta zeigte sich in dem Interview erfreut über das derzeitige lebhafte Interesse in Tschechien an Hus. "Man könnte meinen, dieses Thema gehöre der Vergangenheit an. Aber überraschenderweise hat in der Gesellschaft ein besonderes Verhältnis zu Hus überdauert."

Tod auf dem Scheiterhaufen

Die Tschechoslowakische Hussitische Kirche entstand vor 95 Jahren. Bei der letzten Volkszählung bekannten sich 40.000 Tschechen zu der Kirche; sie selbst geht von etwa 60.000 Anhängern aus.

Der böhmische Theologe Jan Hus ist ein Wegbereiter der protestantischen Reformationsbewegung. Trotz der Zusicherung freien Geleits durch den König verurteilte ihn das Konstanzer Konzil (1414-1418) vor 600 Jahren zum Tod auf dem Scheiterhaufen.