Rath: Bin mit Blick auf Frauenrechte in der Kirche eine Spätberufene
Die Benediktinerin Philippa Rath sieht sich mit Blick auf den Einsatz für Frauenrechte in der katholischen Kirche als Spätberufene. "Viel zu spät" sei sie zu dem Schluss gekommen, dass Frauen in der Kirche Menschen zweiter Klasse seien, sagte Rath am Freitag im Podcast "Laut + Leis" des Schweizer Internetportals kath.ch. Zur Begründung führte die 69-Jährige ihr Leben als Benediktinerin an. In ihrem Kloster in Rüdesheim am Rhein gebe es – abgesehen vom Amt des Priesters, das für die heilige Messe gebraucht werde – eine hundertprozentige Frauenquote. Jenseits der Messe entschieden sie und ihre Mitschwestern alles selbst.
Für das Thema Geschlechtergerechtigkeit sensibilisiert wurde Rath nach eigenen Worten erst durch ihr seelsorgliches Engagement. Immer wieder hätten ihr ehrenamtlich in der Kirche engagierte Frauen "sehr enttäuscht und sehr frustriert" berichtet, wie sehr sie oft an gläserne Decken stießen; zwar dürften und müssten sie vieles tun in der Kirche – am Ende entscheide aber immer der Pfarrer. Ähnliches hätten ihr auch hauptamtliche Theologinnen erzählt, die ihre eigenen Begabungen, Charismen und Talente sowie vieles von dem, was sie in ihrer Ausbildung gelernt hätten, nicht einbringen dürften. "Und diese beiden Gruppen haben mich gelehrt, dass in unserer Kirche Frauen nach wie vor zweite Klasse sind. Und das hat mein Engagement sehr beflügelt." Inzwischen sei sie fest davon überzeugt, dass Geschlechtergerechtigkeit Gottes Wille sei – "und deshalb werde ich mich auch weiter dafür einsetzen".
In dem Podcast äußerte sich die Benediktinerin auch erstmal öffentlich zu einer schweren Herz-Operation, der sie sich in diesem Sommer unterziehen musste. Inzwischen gehe es ihr "den Umständen entsprechend wieder gut". Allerdings müsse sie künftig etwas kürzertreten. "Mein Herz will nicht so, wie ich gerne möchte. Aber ich bin dabei, mich damit abzufinden und auch mich einzurichten auf die neuen Kapazitäten", so Rath. Während der Zeit ihrer Erkrankung sei sie unter anderem von ihrer "Liebe zum Vaterunser" getragen worden. Dies sei ihr Lieblingsgebet, das sie schon als Kind in schwierigen Situationen gerettet habe. Außerdem habe ihr auch die "Solidarität unendlich vieler Frauen" geholfen, die Monate der Erkrankung durchzustehen. "Ich habe so viel Post bekommen in diesen drei Monaten. Woher sie wussten, dass ich krank war, weiß ich nicht. Aber es gab so viel Stärkendes, was mir von den Frauen vermittelt wurde, dass ich gedacht habe: 'Wow, das ist einfach fantastisch'." (stz)