Eine Predigt aus dem 17. Jahrhundert hat es ihm angetan

Schaupieler Ben Becker: Religiöse Themen sind für mich existenziell

Veröffentlicht am 30.11.2024 um 13:36 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Der Schauspieler Ben Becker greift für seine Auftritte gern auf die Bibel oder religiöse Texte zurück. Derzeit hat es ihm eine Predigt aus dem 17. Jahrhundert angetan, die "stark progressive Gedankengänge" aufweist.

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Der Schauspieler Ben Becker hält nach eigenen Worten religiöse Themen für sehr existenziell. "Die Auseinandersetzung mit der Suche nach der Verbindung zwischen geistlichen und weltlichen Gedanken finde ich besonders", sagte der Künstler der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag). So habe er etwa mit seiner Band bereits die Bibel bearbeitet oder drei Wochen im Kloster gelebt. Er lade gerne Menschen ein, sich mit solcher Literatur auseinanderzusetzen. "Ich habe ernsthaft etwas mitzuteilen und das auf meine Art und Weise. Das bereitet mir und hoffentlich meinem Publikum große Freude."

Derzeit ist Becker mit seiner Literatourperformance "Todesduell" auf Tour. Im Zentrum steht eine Predigt des englischen Geistlichen und Dichters John Donne (1572-1631). Laut Becker handelt es sich um dessen eigene Totenpredigt. "Wohl wissend, dass er von dannen geht. Drei Wochen nach dieser Predigt war er tot." Donne habe sich vorher lächelnd im Leichensack malen lassen. Das sei schon sehr außergewöhnlich, dass jemand mit diesem gewissen Humor und derart lebensbejahend mitteile, dass seine Zeit hier bald vorbei sei. Für 1631 seien das "stark progressive Gedankengänge, die er hatte und sich erlaubt hat mitzuteilen".

"Habe keine Angst vor dem Sterben"

Der demnächst 60 Jahre alt werdende Becker räumte ein, dass der Tod auf jeden Fall nun mehr Thema für ihn sei als noch mit Mitte zwanzig. Schließlich habe er schon den einen oder anderen Menschen verloren. "Ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich möchte es sogar erleben. Aber hoffentlich bleibt mir noch viel Zeit bis dahin. Ich habe noch viele Geschichten zu erzählen, noch etwas anderes zu sagen, außer, dass wir alle irgendwann mal gehen müssen."

Der Künstler zeigte sich überzeugt, dass man aus Geschichten, aus Zeit und aus Leuten, die sich mit den existenziellen Fragen beschäftigten, immer lernen könne. "Um uns zu orientieren, müssen wir immer wieder in der Vergangenheit forschen und uns fragen: Was war da?" Donne bewegten die großen Themen, wie Leben entstehe, wie Leben vergehe und wie der Mensch damit umgehe. Dessen Auseinandersetzung mit der geistlichen und der weltlichen Philosophie finde er sehr mutig. "Todesduell" sei eine dialektische Auseinandersetzung mit der Schönheit der Schöpfung. "Mein Ziel ist es, diese Schönheit zu vermitteln", so Becker. (KNA)