Bitte kein pauschales Priester-Bashing mehr!
![Ein Priester steht in einer Sakristei vor einem kreuz und betet.](https://cf.katholisch.de/kna_171103-93-000249_priester_pfarrer_hinten_ruecken.jpg)
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Kann man sich heute noch wertschätzend über katholische Priester äußern, ohne sich sofort dem Verdacht auszusetzen, einem anrüchigen Klerikalismus zu frönen? Zustimmenden Applaus bekam man in der jüngeren Vergangenheit schließlich vor allem dann, wenn man sich kritisch bis ablehnend über Priester und ihre Rolle in der Kirche zu Wort meldete. Ihre vorgestrige zölibatäre Lebensform! Ihre maßlos überhöhte Stellung im Männerclub Kirche! Rechtfertigen mussten sich Priester in den vergangenen Jahren – vor dem Hintergrund tausender Missbrauchsverbrechen durch Geistliche – für fast alles. Sogar für ihre bloße Existenz, die zumindest von einigen Mitgliedern der Synodalversammlung des Synodalen Wegs zeitweise in Frage wurde.
Mir ist es heute stattdessen – oder gerade deswegen – ein Bedürfnis, den Priestern in der Kirche einmal "Danke" zu sagen. Und hier vor allem denjenigen, die als Pfarrer das kirchliche Leben in den Pfarrgemeinden durch ihre Arbeit maßgeblich am Laufen halten, der Kirche vor Ort auch in schweren Zeiten ihr Gesicht und ihre Stimme geben und als Seelsorger einen ebenso wertvollen wie herausfordernden Dienst leisten. Wenn ich mir beispielhaft vor Augen führe, was der Pfarrer in meiner Berliner Gemeinde täglich für ein Arbeitspensum absolviert, kann ich mit meinem "9 to 5"-Job nur meinen Hut ziehen. Zumal er dabei immer freundlich und zugewandt ist und nie den Eindruck vermittelt, gestresst oder frustriert zu sein.
Natürlich: Es gibt ganz sicher genug Beispiele von Priestern, die überfordert, frustriert oder einfach schlechte Seelsorger sind. Und klar ist auch, dass die Kirche gerade in der heutigen Zeit vom Engagement der Vielen lebt. Hauptamtliche wie Gemeinde- und Pastoralreferenten, Kirchenmusiker oder Diakone tragen gemeinsam mit der großen Schar an Ehrenamtlichen tatkräftig dazu bei, dass Kirche vor Ort lebendig bleibt und die Pfarrgemeinden in Deutschland nach wie vor eine große Fülle an pastoralen Angeboten für alle Altersgruppen anbieten können. Und doch sollten wir wieder mehr wertschätzen, welchen Anteil auch die Priester daran haben und wie wichtig auch sie weiterhin für das kirchliche Leben sind. Pauschales Priester-Bashing ist jedenfalls nicht angebracht.
Der Autor
Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.