Standpunkt

Das Einmischen der Kirchen war konsequent und richtig

Veröffentlicht am 03.02.2025 um 00:01 Uhr – Von Annette Zoch – Lesedauer: 

Bonn ‐ Vor einem Jahr erhielten die Kirchen breite Zustimmung für ihre klare Haltung gegen die AfD. Die jüngste Einmischung in die politische Debatte sei deshalb nur eine konsequente Fortsetzung dieser Position, kommentiert Annette Zoch.

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"Schrecklich" sei der politische Akt gewesen, zum ersten Mal im Bundestag mit den Stimmen der AfD einen Antrag zur Migrationspolitik zu verabschieden, sagte zutreffend Essens Bischof Franz-Josef Overbeck bei einer Veranstaltung in Köln. Kritischer äußerte er sich zu dem Schreiben von Prälat Karl Jüsten und Prälatin Anne Gidion, den Bevollmächtigten der katholischen und evangelischen Kirche beim Bund, die sich mit scharfen Worten am Abend vor der entscheidenden Abstimmung an die Bundestagsabgeordneten gewandt hatten. Die Bischöfe seien sich einig gewesen, das Vorgehen von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz nicht zu kommentieren. "Die Kirchen müssten aufpassen, nicht zum Kommentator aller Ereignisse zu werden", so Overbeck.

Doch es war ja nicht nur irgendein politisches Ereignis, das vergangene Woche die Bundesrepublik erschüttert hat. Das war nicht Tagesgeschäft. Friedrich Merz hat sein Wort gebrochen und sehenden Auges in Kauf genommen, dass die AfD seinem Antrag zum Sieg verhilft  wenige Stunden, nachdem am selben Ort der Holocaust-Überlebende Roman Schwarzman gesagt hatte: "Wir haben es in der Hand, das Errungene zu bewahren und unsere Demokratie zu schützen. Gehen wir nicht zurück in eine dunkle Zeit."

Die katholischen Bischöfe haben im Februar 2024 viel Zustimmung geerntet für ihre einstimmig verabschiedete Erklärung zur Unvereinbarkeit christlicher Positionen mit einem völkischen Nationalismus, wie ihn die AfD vertritt. Auch die EKD-Synode hatte sich so positioniert. Sich einzumischen war nur konsequente Fortsetzung dieser Haltung und deshalb genau richtig.

Von Annette Zoch

Die Autorin

Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.