Das Einmischen der Kirchen war konsequent und richtig
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"Schrecklich" sei der politische Akt gewesen, zum ersten Mal im Bundestag mit den Stimmen der AfD einen Antrag zur Migrationspolitik zu verabschieden, sagte zutreffend Essens Bischof Franz-Josef Overbeck bei einer Veranstaltung in Köln. Kritischer äußerte er sich zu dem Schreiben von Prälat Karl Jüsten und Prälatin Anne Gidion, den Bevollmächtigten der katholischen und evangelischen Kirche beim Bund, die sich mit scharfen Worten am Abend vor der entscheidenden Abstimmung an die Bundestagsabgeordneten gewandt hatten. Die Bischöfe seien sich einig gewesen, das Vorgehen von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz nicht zu kommentieren. "Die Kirchen müssten aufpassen, nicht zum Kommentator aller Ereignisse zu werden", so Overbeck.
Doch es war ja nicht nur irgendein politisches Ereignis, das vergangene Woche die Bundesrepublik erschüttert hat. Das war nicht Tagesgeschäft. Friedrich Merz hat sein Wort gebrochen und sehenden Auges in Kauf genommen, dass die AfD seinem Antrag zum Sieg verhilft – wenige Stunden, nachdem am selben Ort der Holocaust-Überlebende Roman Schwarzman gesagt hatte: "Wir haben es in der Hand, das Errungene zu bewahren und unsere Demokratie zu schützen. Gehen wir nicht zurück in eine dunkle Zeit."
Die katholischen Bischöfe haben im Februar 2024 viel Zustimmung geerntet für ihre einstimmig verabschiedete Erklärung zur Unvereinbarkeit christlicher Positionen mit einem völkischen Nationalismus, wie ihn die AfD vertritt. Auch die EKD-Synode hatte sich so positioniert. Sich einzumischen war nur konsequente Fortsetzung dieser Haltung und deshalb genau richtig.
Die Autorin
Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.