Bei Aufarbeitung sexualisierter Gewalt mehr Frauen beteiligen

Anwalt Wastl kritisiert und lobt Italiens geplante Missbrauchsstudie

Veröffentlicht am 04.02.2025 um 11:05 Uhr – Lesedauer: 

Bozen ‐ Ulrich Wastl hat Missbrauchsfälle in den (Erz-)Diözesen München und Freising sowie Bozen-Brixen untersucht. Für den Ansatz der geplanten gesamtitalienischen Studie hat er Lob und Tadel – und für alle einen grundlegenden Hinweis.

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Die geplante Missbrauchsstudie der Italienischen Bischofskonferenz umfasst nach Ansicht des Münchner Juristen Ulrich Wastl einen zu kurzen Zeitraum. Die Jahre 2001 bis 2021 seien seiner Erfahrung nach für eine wirkliche Aufarbeitung und Aufklärung zu kurz, sagte er dem Südtiroler Portal Salto.bz (Montag). Allerdings kenne er keine Details über die methodischen Ansätze und Zielsetzung der Studie. – Mit der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatte der Rechtsanwalt unter anderem 2020 die Missbrauchsstudien der Erzdiözese München und Freising sowie vor zwei Wochen des Südtiroler Bistums Bozen-Brixen erstellt.

Umgekehrt sei aber sinnvoll, dass Italiens Bischöfe – anders als in Deutschland – eine Gesamtstudie planten, weil so landesweit einheitliche Standards zur Aufarbeitung festgelegt würden. Bei über 200 Diözesen sei dies allerdings ein Mammutwerk. Stattdessen schlug Wastl vor, dass sich größere Diözesen zusammenschließen und in ihrem Bereich Pilotstudien umsetzen. "So kann man von dem Größeren auch ins Kleinere hineinschauen."

Zudem warb Wastl dafür, bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche mehr Frauen zu beteiligen. In Deutschland und vor allem auch in Südtirol habe man festgestellt, "dass Frauen engagierter und sehr empathisch mit dem Thema sexueller Missbrauch umgehen". In Südtirol hätten sich fast ausnahmslos Frauen als Zeitzeuginnen gemeldet. "Sie haben das Thema verstanden und kämpfen darum, dass das nicht mehr passiert." (KNA)