Unterländer: Teile Stetter-Karps Kritik weder inhaltlich noch vom Tonfall her

Chef von Bayerns Katholikenkomitee geht auf Distanz zum ZdK

Veröffentlicht am 04.02.2025 um 14:31 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg/München ‐ Der Bundestag hat eine denkwürdige Woche hinter sich. Die Strategie der Unionsparteien in der Migrationspolitik wird seither kontrovers diskutiert. Und zunehmend auch die Reaktion darauf aus dem Raum der Kirchen.

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Die scharfe Kritik des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am migrationspolitischen Kurs der Unionsparteien trifft in Bayern nicht auf ungeteilte Zustimmung. Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Joachim Unterländer, sagte der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag), er sei "etwas unglücklich" über diesbezügliche Aussagen von ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Unterländer gehörte lange der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag an und ist auch ZdK-Mitglied.

"Ich finde, wir müssen stärker über die Frage diskutieren: Wie viel Zuwanderung verträgt unsere Gesellschaft und wie können wir gelingende Integration schaffen?", sagte Unterländer. "Aus meiner Sicht kann man jedenfalls nicht von einer Zusammenarbeit der Union mit der AfD reden."

Hat Merz Grenzen überschritten?

Das ZdK hatte der Union vorgeworfen, mit dem sogenannten Zustrombegrenzungsgesetz überschreite die Partei die "Grenzen der politischen Kultur und löst zugleich keine Probleme". Dem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) hielt Stetter-Karp vor, dieser verlasse "wissentlich in der Frage des Asylrechts den Boden des Grundgesetzes". Schwer wiege zudem, "dass die AfD eine tragende Rolle in den Abstimmungen erhalten konnte beziehungsweise deren Zustimmung mit einkalkuliert war".

Der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Unterländer, er teile Stetter-Karps Kritik weder inhaltlich noch vom Tonfall her. Zugleich stellte er klar, er habe sich auf Anfrage eines Journalisten der "Augsburger Allgemeinen" als Person geäußert und nicht als Sprecher für das ganze Landeskomitee.

Joachim Unterländer
Bild: ©KNA/Christoph Renzikowski (Archivbild)

Joachim Unterländer ist Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern.

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern rief zudem dazu auf, Extremisten bei der Bundestagswahl keine Stimme zu geben. In dem Appell, der der KNA vorliegt, wird keine Partei beim Namen genannt. Die Wählerinnen und Wähler sollten sich aber "für eine demokratische Partei" entscheiden und damit deutlich machen, "dass rechts- oder linksextreme Parteien und radikale Gruppierungen, antisemitische Gesinnungen, spaltende Tendenzen und menschenverachtende Haltungen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben".

Der Aufruf wurde Ende Januar vom Präsidium des obersten katholischen Laiengremiums im Freistaat einstimmig verabschiedet und wendet sich an alle Wahlberechtigten. Am 23. Februar "können wir gemeinsam dafür sorgen, dass Freiheit, Vielfalt, Gerechtigkeit und Mitbestimmung die tragenden Fundamente unseres Zusammenlebens bleiben", heißt es darin.

42,5 Prozent der Bayern katholisch

Für das Handeln von Christinnen und Christen sei das biblische Menschenbild leitend. "Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll, berufen zu Freiheit und Verantwortung." Damit verbunden sei die Aufgabe, die Würde des Menschen und die Lebensgrundlagen zu schützen sowie mit den Schwächsten solidarisch zu sein. Das Landeskomitee wolle zum Erhalt einer freiheitlichen Demokratie, zum sozialen Frieden und einer offenen, toleranten Gesellschaft beitragen.

Das Gremium repräsentiert alle in katholischen Räten, Verbänden und Initiativen engagierten Personen in Bayern. Im Freistaat leben rund 5,6 Millionen Katholikinnen und Katholiken. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt bei 42,5 Prozent. (tmg/KNA)