"Ich bekämpfe die AfD zu Lande, zu Wasser und in der Luft"

Wolfgang Bosbach weist Kirchenkritik an Kurs der Union zurück

Veröffentlicht am 05.02.2025 um 10:14 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Für CDU-Urgestein Wolfgang Bosbach schwelt die Entfremdung zwischen katholischer Kirche und seiner Partei schon länger. Die scharfe Kritik aus den Kirchen am Migrationskurs der Union hält er für nicht durchdacht.

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Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und Innenpolitiker Wolfgang Bosbach hat kein Verständnis für die Kritik aus den Reihen der Kirchen am migrationspolitischen Kurs der Union und an deren Umgang mit der AfD. "Die kann ich deshalb nicht verstehen, weil es überhaupt kein Einreißen der Brandmauer gibt", sagte er dem kirchlichen Kölner Internetportal "domradio.de".

Wenn die Union keine Anträge im Bundestag einbringen dürfe, weil die Gefahr bestehe, dass die AfD ihnen zustimmt, "dann bestimmt die AfD, welche Anträge oder Gesetzentwürfe die Union einbringen kann oder nicht". Diesen Sachverhalt verschwiegen die Kirchen, so Bosbach. Die Restampel könne dann die Politik der Union bestimmen und diese politisch "bewegungsunfähig" machen: "Und daneben stehen die Kirchen und sagen: Richtig so!"

Der Politiker ergänzte, er sei "konservativ, aber im besten Sinne des Wortes. Ich bekämpfe die AfD zu Lande, zu Wasser und in der Luft. An dem Tag, an dem die CDU gemeinsame Sache mit der AfD machen würde – Kooperation, Koalition, was auch immer – wäre das mein Abschied aus der Union."

"Europa verlässt sich auf Deutschland"

Der gläubige Katholik verwahrte sich auch gegen den Vorwurf, eine schärfere Migrationspolitik widerspreche dem Vorbild Jesu. Deutschland habe mehr Schutzsuchende aufgenommen als jedes andere Land in der EU: "Es wird so getan, als wenn wir das inhumanste Land wären. Tatsächlich ist es genau umgekehrt." Allerdings habe dies dazu geführt, dass die anderen Europäer meinten: "Die Deutschen machen das schon, die nehmen mit Abstand die meisten auf. Die sind auch das größte Land. Wir wollen gar keine Änderung." Deshalb befürchte er, dass die EU in der Migrationspolitik nichts bewirken könne.

Die Entfremdung zwischen katholischer Kirche und CDU dauert nach Beobachtung Bosbachs schon länger. Nun sei sie in der heißen Phase des Wahlkampfs "ein bisschen eskaliert". Was die Kirchen politisch inhaltlich sagten, sei auch nicht neu, fügte er hinzu: "Mich wundert nur die Härte und der Zeitpunkt."

Den Austritt von Annegret Kramp-Karrenbauer aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) könne er gut verstehen, so Bosbach weiter. Er empfahl allen Seiten, nach dem hitzigen Wahlkampf wieder aufeinander zuzugehen: "Kommt alle wieder runter. Nach dem 23. Februar gibt es auch einen 24. Nun müssen Demokraten wieder zusammenarbeiten." (KNA)