Exorzismus-Studie ist Wissenschaftsbuch des Jahres

Das Buch "Dämonen. Besessenheit und Exorzismus in der Geschichte Österreichs" ist vom Bildungsministerium in Wien zum besten Wissenschaftsbuch des Jahres 2025 gekürt worden. Das am Dienstag ausgezeichnete Werk enthält eine vielschichtige Gesamtdarstellung über Dämonen, Besessenheit und den Exorzismus in Österreich.
Unter Exorzismus wird die rituelle Vertreibung böser Mächte und Geister aus Personen, Lebewesen oder Gegenständen verstanden. Solche Praktiken gibt es in allen Kulturen. Sie sollen der ganzheitlichen Reinigung und Heilung dienen. Das Wort stammt ab vom griechischen Begriff "exorkizein" und bedeutet "wegbeschwören". Die katholische Kirche versteht unter dem Begriff eine Bitte an Gott, den Menschen von der Macht des Bösen zu befreien.
Umfassende Forschungsarbeit
In ihrer Studie untersuchen der Historiker Gerhard Ammerer, die Religionswissenschaftlerin Nicole Bauer und der Soziologe Carlos Watzka die Geschichte ritueller Dämonenaustreibungen. Eine umfassende Forschungsarbeit zu Exorzismen, die in der Alpenrepublik seit 1600 belegt sind, habe bisher gefehlt, heißt es in der Laudatio des Ministeriums. Die Autoren hätten diese Lücke geschlossen. Nach wie vor sei der Exorzismus ein virulentes Phänomen, da bis heute nicht wenige Menschen an die Wirkung entsprechender kirchlicher Riten glaubten.
Das Buch nimmt unter anderem die Steiermark in den Blick, in der es unter den Habsburgern ein gesteigertes Interesse des Hofes an Exorzismen gab. "Die steirische Linie der habsburgischen Dynastie war bei der Unterbringung, Betreuung und Behandlung der Besessenen unmittelbar und aktiv involviert", heißt es in der Beschreibung der Studie.
Die Darstellung des Phänomens Exorzismus in Österreich reicht vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart, in der noch immer Menschen glauben, vom Teufel besessen zu sein. Darüber Aufschluss geben nicht zuletzt Interviews mit einem aktiven Exorzisten. (KNA)