Aufregung um mögliches Treffen von Papst Franziskus und Kardinälen
Trotz unverändert kritischem Gesundheitszustand arbeitet Papst Franziskus im Krankenhaus weiter. Dabei traf er am Montag eine Entscheidung, die unter anderen Umständen für keinerlei Aufsehen gesorgt hätte. Doch angesichts der ernsten Erkrankung des Papstes lässt sie Vatikan-Beobachter aufhorchen. Und das liegt am Rücktritt seines Vorgängers Benedikt XVI. vor fast genau zwölf Jahren.
Anfang der Woche empfing Franziskus erstmals offiziell zwei seiner wichtigsten Mitarbeiter – die Spitze des vatikanischen Staatssekretariats. Für die Weltkirche ist das vergleichbar mit dem deutschen Kanzleramt. Dessen Leiter Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wurde begleitet vom "Innenminister" Erzbischof Edgar Pena Parra.
Üblicher Termin zu unüblichem Zeitpunkt
Bekannt wurde die Begegnung einen Tag später im Zusammenhang mit Prozessen zu geplanten Selig- und Heiligsprechungen. Der Papst muss bestimmte Schritte dieser oft Jahrzehnte dauernden Vorgänge genehmigen, ehe sie weitergehen können. Bevor diese Vorbilder des christlichen Glaubens mit der Selig- oder Heiligsprechung zur Verehrung der Gläubigen freigegeben werden, trifft sich der Papst mit seinen Kardinälen, die dann das alles "abnicken". Konsistorien heißen diese Zusammenkünfte.
Bislang zwölf Mal hat sich Franziskus aus diesem Anlass mit den Kardinälen getroffen. Es sind "ordentliche Konsistorien". Auch die Ernennung von neuen Kardinälen geschieht im Rahmen von Konsistorien. Letztere nahm der Papst bislang zehn Mal vor.
Benedikts Amtsverzicht aus heiterem Himmel
Doch eine dieser an sich wenig spektakulären Versammlungen ging am 11. Februar 2013 in die Kirchengeschichte ein. Am Ende eines Heiligsprechungs-Konsistoriums überraschte der deutsche Papst die anwesenden Kardinäle mit der Ankündigung seines Amtsverzichts – aus heiterem Himmel und auf Latein. Er wählte diesen Rahmen, weil er den kirchenrechtlichen Anforderungen für die Bekanntgabe eines Papst-Rücktritts am ehesten entspricht.

Am Ende eines Heiligsprechungs-Konsistoriums überraschte Papst Benedikt XVI. die anwesenden Kardinäle mit der Ankündigung seines Amtsverzichts.
Nun ist es der schwerkranke Franziskus, der in der Klinik angekündigt hat, "ein Konsistorium einzuberufen, das sich mit den nächsten Heiligsprechungen befassen wird". Mit Benedikts Rücktritt im Hinterkopf löst diese Entscheidung Besorgnis bei Mitarbeitern und Berichterstattern aus. Bestärkt wird sie durch die mediale Diskussion um einen möglichen Rücktritt Franziskus'. Seit Tagen äußern sich Kardinäle dazu in Interviews.
Doch hat Franziskus einen solchen Schritt bislang immer abgelehnt. Nur für den äußersten Fall hat er zu Beginn seines Pontifikats ein Rücktrittsschreiben bei der Instanz hinterlegt, die er am Montag zu sich rief: Kardinalstaatssekretär Parolin.
Trotz schwerer Infektion an Atemwegen und Lunge arbeitet Franziskus weiter. Das Konsistorium war nicht das einzige Thema der Begegnung mit seinen engen Mitarbeitern. Denn diese Angelegenheiten bespricht Franziskus üblicherweise direkt mit dem Verantwortlichen des Dikasteriums für Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Vielmehr dürften die drei Männer über viele derzeit ausstehende Entscheidungen gesprochen haben.
Neue Kommission wird eingerichtet
Die Zahl der Personalwechsel, die vom Papst abgesegnet und täglich im Bulletin der vatikanischen Pressestelle veröffentlicht werden, nimmt nicht ab. Am Mittwoch veröffentlichte der Vatikan den Beschluss des Papstes, eine Kommission zur Akquise von Spendengeldern für den Vatikan einzurichten. Ununterbrochen werden zudem die vorbereiteten päpstlichen Ansprachen der Generalaudienzen und des Sonntagmittagsgebets publiziert, die aufgrund des Klinikaufenthaltes derzeit eigentlich gar nicht stattfinden. Geplante Termine des Papstes werden weiterhin nur "auf Sicht" abgesagt.
Amtsmüdigkeit sieht anders aus. Und so spricht derzeit wenig dafür, dass das einberufene Konsistorium einem anderen Zweck als der Vorbereitung von Heiligsprechungen dient. Ein Datum für die Zusammenkunft gibt es bislang übrigens nicht.
Zu einer möglichen Verlegung des Treffens mit den Kardinälen vom Vatikan in die Gemelli-Klinik möchte sich der Vatikan derzeit nicht äußern. Der aktuelle Zustand des Papstes ließe dies wohl gerade auch nicht zu. Er soll unverändert kritisch, aber stabil sein. Am Mittwochabend werden die Ergebnisse einer Computertomographie erwartet, die Aufschluss über den Fortgang seiner beidseitigen Lungenentzündung geben sollen.