Forderung nach grundlegendem Wandel heute dringlicher denn je

Theologin: Frauen in Kirche weiterhin strukturell unterdrückt

Veröffentlicht am 28.02.2025 um 11:40 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Ein Schwerpunktheft zur feministischen Theologie erschien vor 40 Jahren in der theologischen Fachzeitschrift "Concilium". Anlass für die Theologin Stefanie Maria Höltgen, nach der Situation von Frauen in Theologie und Kirche heute zu fragen.

  • Teilen:

Die katholische Theologin Stefanie Maria Höltgen diagnostiziert nach wie vor strukturelle Unterdrückungs- und Ausbeutungsmuster gegenüber Frauen in Theologie und Kirche. In ihrem Beitrag für das Internetportal "Feinschwarz" vom Freitag fragt sie nach der Situation von Frauen in Theologie und Kirche heute. Höltgen betont dabei, dass die Forderung nach einem grundlegenden Wandel heute dringlicher denn je sei. Anlass ist ein vor 40 Jahren erschienenes Themenheft zur feministischen Theologie in der theologischen Fachzeitschrift "Concilium".

"Aktuelle Entwicklungen wie der Verfall von Demokratien, das Erstarken rechtspopulistischer und faschistischer Strömungen und die weltweite Einschränkung von Frauenrechten zeigen die alarmierende Brisanz der Anliegen einer vor 40 Jahren gegründeten Sektion", so die Dogmatikerin, die derzeit am Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn tätig ist.

Umgestaltung theologischer Diskurse

Feministische Diskurse und Interessen würden von Männern zunehmend nicht mehr als "ihr eigener Diskurs wahrgenommen", weshalb "patri-kyriarchale Strukturen wieder Stabilisierung erfahren". Der von Elisabeth Schüssler Fiorenza geprägte Begriff "Kyriarchat" beschreibt ein Herrschaftssystem, in dem Menschen aufgrund kultureller, sozialer, politischer und religiöser Unterschiede über andere Menschen dominieren. Höltgen fordert daher eine radikale Umgestaltung der theologischen und akademischen Diskurse und Institutionen, um Frauen eine wirkliche Subjektivität in der Forschung zu ermöglichen. Nur durch die Überwindung patri-kyriarchaler und auf Männer fixierter Strukturen könne wirkliche Gleichberechtigung erreicht werden, so die Theologin weiter.

Höltgen weist zudem darauf hin, dass bereits das ursprüngliche "Concilium"-Heft vor allem Stimmen aus dem euro-amerikanischen Raum präsentierte, Frauen aus dem asiatischen oder afrikanischen Raum also nicht vorkommen. "Das eigene Bewusstsein über die dem Heft selbst innewohnende patriarchalische Verhaftung ist wohl der größte Clou. Das Heft selbst kann nicht leisten, wofür es kämpfen möchte: die Unsichtbarkeit der Frauen umfassend beseitigen. In ihm selbst bleiben Frauen unsichtbar, in ihm selbst werden die Unterschiede der Möglichkeit zur Durchbrechung des Patriarchats offensichtlich." Damit wird die Notwendigkeit deutlich, feministische Theologie interdisziplinär und global zu denken. Höltgen appelliert daher, die Anliegen der Frauenbewegung ernst zu nehmen und sich für eine umfassende Gleichberechtigung in allen Bereichen von Kultur, Politik, Religion und Gesellschaft einzusetzen. (KNA)