Kommunikationsexperte: Vatikan zeigt Transparenz bei Papstgesundheit

Kommunikationsberater und Ex-Bistumssprecher Giuseppe Gracia hat den Vatikan für seinen Umgang mit dem Krankenhausaufenthalt des Papstes gelobt. "Ich finde, dass die Transparenz der Kirche deutlich zugenommen hat", sagte Gracia dem "Tagesanzeiger" in Zürich am Dienstag.
Der Papst sei heute keine unangreifbare und unverletzliche Person mehr, so Gracia weiter. Heute unterscheide man zwischen dem Amt und der Person, die das Amt im Augenblick innehabe, so der Kommunikationsberater. "Das Amt wird nicht dadurch beschädigt, dass der Amtsträger sterblich ist." Das mache man heute transparent.
"Lügen, das geht gar nicht"
Grundsätzlich sei die Kommunikation von Krankheiten eine Gratwanderung, so Gracia. "Da muss man aufpassen, dass man sehr intime Details nicht einfach eins zu eins veröffentlicht, gleichzeitig aber trotzdem eine Transparenz herstellt." Was man sagt, müsse immer die Wahrheit sein, auch wenn man manchmal nicht die ganze Wahrheit sagen dürfe, so Gracia. "Lügen, das geht gar nicht."
Interessant sei, dass das Interesse an der Gesundheit des Papstes immens sei, obwohl die Gesellschaft sich immer weiter vom christlichen Glauben entferne. "Unfassbar, was für eine unglaubliche Aufmerksamkeit die katholische Kirche bekommt, obwohl man offiziell mit ihr eigentlich immer weniger zu tun haben will", so Gracia. Dieses Phänomen gebe es auch bei der Wahl eines neuen Papstes. "Als Kommunikationsexperte kenne ich keinen anderen Fall, wo man simultan sagt, man möchte damit nichts zu tun haben, und trotzdem immer darüber berichtet."
Giuseppe Gracia ist Autor und Kommunikationsberater. Einige Zeit arbeitete er als Pressesprecher für die Kirche in der Schweiz. (KNA)