Migration, Propaganda, Beziehung zu Gott als Themen

Bischöfe zur Fastenzeit: Willkommenskultur und Gebet üben

Veröffentlicht am 09.03.2025 um 14:34 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Zum Beginn der österlichen Bußzeit haben die Bischöfe Hirtenbriefe an die Gläubigen geschrieben. Darin werben sie für christlichen Einsatz ebenso wie für Freundlichkeit gegenüber Zuwanderern.

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Migration, Propaganda, Beziehung zu Gott - in ihren Hirtenbriefen zur Fastenzeit sprechen die Bischöfe große Themen an.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx appelliert an die Parteien, beim Thema Migration die Würde des Menschen zu achten. "Es gibt keine Rassen, es gibt nur Menschen mit gleicher Würde", so der Erzbischof von München und Freising. "Wohlstand und Chancengerechtigkeit werden die kommenden Generationen nur haben, wenn es in unserem Land eine wirkliche Willkommenskultur gibt, in der Menschen, die bei uns arbeiten und sich integrieren wollen, positiv begrüßt werden." Es könne nicht sein, dass "Menschen, die vor Hunger und Klimakatastrophen, Verfolgung, Folter, Krieg und Gewalt fliehen, an unseren Grenzen zurückgeschickt werden".

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl spricht angesichts der Weltlage vom Verlust einer gemeinsamen Wahrheit: "Wenn offensichtliche Lügen zu alternativen Wahrheiten umgemünzt werden und Propaganda sachliche Information ersetzt, fehlt zunehmend eine entscheidende Grundlage für Gespräche und für das gegenseitige Verständnis: Es fehlt die Wahrheit." Dadurch könne sich jeder auf seine Überzeugungen zurückziehen, ohne sich um die anderen kümmern zu müssen. Es gebe die Gefahr, dass Orientierung bei jenen gesucht werde, die bequeme Antworten auf komplexe Fragen anböten - egal, was wahr sei.

"Wem könnte ich Zeit schenken?"

Augsburgs Bischof Bertram Meier ruft dazu auf, die Fastenzeit zum Ausleben des Glaubens zu nutzen. Man solle sich etwa fragen: "Wo kann ich an meiner Geduld arbeiten? Wem könnte ich in diesen Tagen des Frühlings Zeit und Aufmerksamkeit schenken?" Meier wirbt zudem für Maß und Mitte: "Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren - weder in der Kirche noch in der Gesellschaft! Unsere Mitte hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus Christus."

Bild: ©KNA/Katharina Gebauer

Weihbischof Herwig Gössl, Diözesanadministrator von Bamberg, am 3. Februar 2024 in der Frauenkirche in Nürnberg.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke rät Gläubigen beim Beten zum Durchhalten. Das Gebet könne mühselig sein. "Die Gedanken schweifen ab, zwar bewegt sich der Mund, aber das Herz, der Geist ist woanders." Doch es lohne sich, trotz Enttäuschung im Gebet zu verharren. "Wie ein engagierter Sportler sein Training nicht der Lust und Laune unterstellt, so tun wir Beter gut daran, die Dumpfheit, die unser Gemüt beim Beten niederzieht, durchzustehen." Gebet sei die Sprache der Hoffnung.

"Beginnen Sie mit zehn Minuten"

Der Passauer Bischof Stefan Oster macht sich für mehr Raum für Gott im Alltag stark. Christinnen und Christen sollten in der Fastenzeit "Qualitätszeit" mit ihm reservieren. "Am besten jeden Tag. Vielleicht sind Sie darin bereits geübt und haben Ihre Form dafür gefunden. Wenn es für Sie aber neu ist, beginnen Sie mit zehn, vielleicht fünfzehn Minuten." Dies helfe, mehr zu lieben und mehr die Not anderer zu sehen.

Würzburgs Bischof Franz Jung appelliert an die Gläubigen, Zeichen des Neuaufbruchs zu setzen. "Werden wir dort aktiv, wo keiner hilft. Schauen wir nach denen, um die sich keiner kümmert. Lassen wir uns nicht einreden, dass es sinnlos sei, etwas verändern zu wollen."

Laut dem Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz ist Fasten ein Weg zu neuer Freiheit. "Die durch Verzicht wiedergewonnene Freiheit macht unser Leben reicher", sagte Bentz schon in seiner Predigt am Aschermittwoch.

Erzbischof Udo Markus Bentz
Bild: ©KNA/Andrea Krogmann

Udo Markus Bentz, Erzbischof von Paderborn, am 21. Januar 2025 in Ramallah (Palästinensische Gebiete).

Die derzeitige US-Regierung pflege die Methode der politischen Reizüberflutung, die viele Menschen durch immer neue Nachrichten und Entscheidungen überfordere. Da bekomme das Fasten einen sehr konkreten Anknüpfungspunkt für das eigene Leben: "Wie viel und welche Qualität an Information und Unterhaltung will ich an mich heranlassen? Wie kann ich bewusst gegensteuern und einen anderen Akzent setzen?", fragte der Erzbischof.

Freiburgs Erzbischof Stephan Burger ruft zum Schutz menschlicher Würde und zu mehr Friedensanstrengungen auf. Alle Christen seien hier in der Pflicht, schreibt Burger in seinem Fastenhirtenbrief. "Der Respekt und die Achtung der Würde des anderen wird es nie erlauben, seine Würde in den Schmutz zu ziehen, sie gar zu zerstören, geschweige denn sein Leben zu vernichten." Der Erzbischof rief auch zu Solidarität mit Benachteiligten auf.

"Wer ist Jesus für mich?

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann regt zur Auseinandersetzung mit Jesus Christus an. "Wer ist Jesus für mich? Ist er für mich derjenige, der ganz menschlich und ganz göttlich zugleich ist? Dürfen seine Worte mein konkretes, alltägliches Handeln erkennbar beeinflussen? Was kann ich tun, damit mein Verständnis von Jesus und meine Beziehung zu ihm wachsen?" Mit diesen Fragen können sich die Gläubigen während der vierzig Tage der Fastenzeit auseinandersetzen.

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki rät zu einer Vorbereitung auf Ostern ohne Masterplan oder Budget. Denn das bräuchten die Menschen nicht, wenn sie eine Sehnsucht nach Sinn, nach Leben, Wahrheit und Gerechtigkeit in ihrem Herzen spürten. Die eigentliche Antwort und radikalste Veränderung für Christen habe im Kleinen und Unscheinbaren längst stattgefunden: im Kind in der Krippe sei Gott Mensch geworden, am Kreuz verhöhnt und hingerichtet. (gho/KNA)