Bislang kaum Angaben zu Religionszugehörigkeit im neuen Bundestag

Von den 630 neu gewählten Bundestagsabgeordneten hat bislang nur eine Minderheit auf der Internetseite des Parlaments Angaben zur eigenen Religionszugehörigkeit gemacht. Das zeigt eine katholisch.de-Analyse der auf freiwilligen Selbstauskünften beruhenden Kurzbiografien der Parlamentarier.
536 Abgeordnete (85,08 Prozent aller Abgeordneten) äußern sich auf der Bundestags-Homepage derzeit nicht zu ihrer Religionszugehörigkeit – darunter viele, die durch die Wahl am 23. Februar erstmals in den Bundestag eingezogen sind und deren Biografien bislang nur wenige Basisdaten enthalten. Von den Parlamentariern, die ihre Religion angeben, bekennen sich 42 zum Katholizismus (6,67) und 41 zum Protestantismus (6,51). Drei Abgeordnete (0,48) geben an, muslimisch zu sein, eine Abgeordnete bekennt sich zum alevitischen Glauben und ein Abgeordneter erklärt, russisch-orthodoxer Christ zu sein. Sechs Parlamentarier bezeichnen sich zudem als konfessionslos (0,95), Zum Judentum bekennt sich – zumindest öffentlich – kein Parlamentarier.
Kein bekennender Katholik bei der AfD
Aufgeschlüsselt nach den fünf Fraktionen im neuen Bundestag ist die Zahl der Christen bei CDU/CSU am höchsten. Dort sind laut ihren Selbstauskünften von den insgesamt 208 Abgeordneten 38 katholisch und 23 evangelisch. Bei der AfD – der laut ihrer Partei- und Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel "einzigen christlichen Partei, die es noch gibt" – geben drei der 152 Abgeordneten an, evangelisch zu sein, ein Abgeordneter ist russisch-orthodox und vier Parlamentarier bezeichnen sich ausdrücklich als konfessionslos. Zu ihnen gehört der Erste Parlamentarische Geschäftsführer Bernd Baumann. Zum Katholizismus bekennt sich in den Biografien kein AfD-Abgeordneter.
Bei der SPD bekennen sich vier Abgeordnete in ihren Biografien zum Katholizismus und elf zum Protestantismus. Zudem sind mit Aydan Özoğuz und Derya Türk-Nachbaur eine Muslimin und eine Alevitin Teil der sozialdemokratischen Fraktion. Von den Grünen-Abgeordneten geben ebenfalls drei an, evangelisch zu sein, und zwei bekennen sich zum Islam, einer davon ist der ehemalige Parteivorsitzende Omid Nouripour. Die Linke als kleinste Fraktion zählt mit dem ehemaligen thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow nur einen bekennenden evangelischen Christen in ihren Reihen. Ihm steht mit Jörg Cezanne ein ausdrücklich konfessionsloser Parlamentarier gegenüber.
Bemerkenswerter Unterschied zu 2021
Die Zahlen dürften aber nur unzureichend die tatsächlichen Religionszugehörigkeiten im Bundestag widerspiegeln. Denn auch zahlreiche Abgeordnete, deren Konfession öffentlich bekannt ist, geben diese nicht auf der Internetseite des Parlaments an. Dazu gehören unter anderem der ehemalige CDU-Vorsitzende Armin Laschet und sein Nachfolger, der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz. Warum die beiden Katholiken sowie andere Parlamentarier auf die Angabe ihrer Religionszugehörigkeit – bislang oder dauerhaft – verzichten, ist nicht bekannt. Traditionell dürften aber in einigen Wochen detaillierte Angaben über die konfessionelle Verteilung im Parlament möglich sein.
Bemerkenswert sind die aktuellen Zahlen trotzdem – vor allem, wenn man sie mit den Werten nach der Bundestagswahl 2021 vergleicht. Damals hatten wenige Tage nach der Wahl bereits deutlich mehr Abgeordnete ihre Religionszugehörigkeit in ihrer Kurzbiografie öffentlich gemacht. Kurz nach dem Urnengang lag der Anteil der Christen auf Basis der Selbstauskünfte der Abgeordneten damals bei 45,31 Prozent; die Zahl derjenigen Parlamentarier, die keine Auskunft über ihre eventuelle Konfession gegeben hatten, betrug nur 48,3 Prozent. Ob die aktuellen Zahlen Zeichen einer zunehmenden Säkularisierung auch des Parlaments sind, ist aber unklar. (stz)