Frauenanteil in kirchlicher Führung ist ein Anfang
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Es gibt sie noch, die guten Nachrichten in diesen oft wenig hoffnungsvollen Tagen: 32,5 Prozent der Positionen in der oberen und mittleren Leitungsebene der Bistümer wurden 2023 von einer Frau besetzt. Das ist das Ergebnis einer kürzlich präsentierten Erhebung der Deutschen Bischofskonferenz. Damit wurde das 2018 von den Bischöfen ausgegebene Ziel von "ein Drittel und mehr" zwar ganz knapp verfehlt. Trotzdem stehen die Bistümer damit besser da, als beispielsweise die Vorstände der 100 größten deutschen Unternehmen.
Die Richtung stimmt also – die Bistümer sollten sich darauf aber nicht ausruhen. Denn der in der Erhebung thematisierte "Kulturwandel in den kirchlichen Verwaltungen" ist noch lange nicht abgeschlossen. Er lässt sich auch nicht an einer Prozentzahl festmachen, sondern an der Selbstverständlichkeit, mit der Frauen als Führungsfiguren in der Kirche wahrgenommen werden.
Wenn es in der Auswertung der Erhebung heißt, eine Frau als Stellvertreterin eines Bischofs sei bei Gesprächen in Gremien, Gemeinden und Verbänden "ebenso anzuerkennen wie ein Weihbischof oder der Generalvikar", dann wird deutlich, dass hier noch ein großes Problem vorliegt: Kirche wird von vielen noch immer mit geweihten Amtsträgern verbunden. Dabei sind es gerade Frauen, die in den Familien, in sozialen Einrichtungen, Schulen oder in Gemeinden dafür sorgen, dass das religiöse Leben läuft. Sie sind an vielen Orten das Rückgrat der Kirche, während vor allem die Kleriker als das Gesicht wahrgenommen werden.
Damit sich das ändert, braucht es auf der Leitungsebene der Bistümer mehr Frauen – gerade, weil ihnen Weiheämter nicht offenstehen. Aber es braucht auch ein Umdenken an der Basis: Eine Veranstaltung, ein Gespräch oder eine Sitzung ist deswegen nicht weniger wichtig oder wert, weil eine Frau statt eines geweihten Amtsträgers teilnimmt. Der Kulturwandel muss also weitergehen. Immerhin: Der Anfang ist gemacht.
Der Autor
Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.