Forscher entdecken Skelett einer Nonne mit Eisenringen um Körper
Forscher in Israel haben nach eigenem Bekunden den ersten physischen Beweis dafür gefunden, dass es extreme Selbstkasteiung in der Antike nicht nur bei byzantinischen Mönchen gab. Wie die israelische Altertumsbehörde am Montag mitteilte, fand ein Team aus Archäologen in einem Grab das Skelett einer Nonne, um deren Arme, Beine und Hals schwere Eisenringe gelegt waren. Die sterblichen Überreste wurden demnach rund drei Kilometer nordwestlich der Altstadt von Jerusalem am Ort eines byzantinischen Klosters gefunden, das vom 5. bis 7. Jahrhundert nach Christus existiert hatte.
Dass sich bei dem Skelett um das einer Frau handle, habe eine Untersuchung des Zahnschmelzes ergeben, heißt es weiter in der Mitteilung. Die Frau sei in einem Einzelgrab unter dem Kirchaltar gefunden worden, das ihr als Zeichen der Ehre gewidmet worden sei. 12 bis 14 Ringe seien an ihrem Arm gewesen, 4 um den Hals und mindestens 10 um die Beine gewesen. Durch Eisenplatten auf ihrem Bauch, an denen die Ringe befestigt gewesen seien, habe das Skelett wie in einer Rüstung gewirkt. Insgesamt seien die sterblichen Überreste in einem schlechten Zustand gewesen.
Aus historischen Quellen bekannt
Die Entdeckung der toten Nonne sei ein weiterer Ausdruck extremer Askese, die unter byzantinischen Mönchen und offenbar auch Nonnen verbreitet gewesen sei, betonen die Forscher. Die Mönche hätten sich damals mitunter selbst körperlichen Schaden zugefügt. Man habe damals geglaubt, "dass je mehr eine Person auf Vergnügen verzichtet, und sogar den Körper quält, desto höher die Seele in spirituelle Höhen aufsteigt".
Historische Quellen aus dem spätantiken Oströmischen Reich zeigen laut den Forschern auf, dass das Tragen von Eisenringen zwar eine bekannte, aber eher ungewöhnliche Form der extremen Askese war. Der Theologe Theodoret von Kyrrhos (393-ca. 460) berichtet zwar von zwei Frauen, die sich 42 Jahre lang mit Ketten am Körper fesselten; archäologische Befunde für diesen Phänomen unter Frauen gab es bisher jedoch nicht.
Der Fund deute zudem darauf hin, dass die Methode der Fesselung des eigenen Körpers aus Syrien kam und sich von dort ausgebreitet habe. Auch die Nonne stamme wahrscheinlich aus Syrien und habe sich dort wohl einer Gemeinschaft von Mönchen und Nonnen angeschlossen, die sich in der Nähe von Jerusalem niedergelassen habe. (mal)
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