Unverständnis für Vorgehen von Kardinal Woelki

Dogmatiker Seewald kritisiert Kölner Theologie-Hochschule

Veröffentlicht am 13.03.2025 um 13:53 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Es braucht keinen weiteren Studienort für katholische Theologie wie in Köln, meint der diesjährige Leibniz-Preisträger und Theologe Michael Seewald. Stattdessen sei die Theologie an staatlichen Universitäten besser aufgehoben.

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Der Münsteraner Theologe Michael Seewald hält einen weiteren Studienort für katholische Theologie für überflüssig und schädlich. Der 37-Jährige sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstagsausgabe), er könne nicht nachvollziehen, warum der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki meine, er brauche mit seiner Hochschule einen weiteren Standort, an dem katholische Theologie studiert werden könne.

Weltweit sei die Universität zwar nicht der einzige Ort, an dem katholische Theologie betrieben werden könne, wie etwa kirchliche oder von Ordensgemeinschaften getragene Hochschulen zeigten. "In Deutschland aber ist die Universität ein wohletablierter Ort zum Theologietreiben, den man vonseiten der Kirche hegen und pflegen sollte", so Seewald weiter. In diesem Zusammenhang appellierte er an die Bischöfe, die universitäre Theologie mehr zu stärken, statt sie durch "sektiererische Sonderprojekte zu schwächen". Die Theologie profitiere an den staatlichen Universitäten nämlich von einem breiten Fächerspektrum, in dem sie sich etablieren müsse. Zugleich könne sie dort aber auch in einen "fruchtbaren Dialog" treten.

Der 37-jährige Seewald nahm kürzlich in Rom an einer Tagung der Päpstlichen Universität Gregoriana teil, bei der Theologen aus vier Kontinenten über das Glaubensbekenntnis diskutierten. Außerdem wird er am 19. März in Berlin mit dem wichtigsten deutschen Forschungsförderpreis, dem Leibniz-Preis, geehrt. In der Begründung heißt es, Seewald werde für sein "Plädoyer für die Wandelbarkeit von Dogmen und die Beibehaltung der Tradition" geehrt. Damit sei es ihm gelungen, "eine Brücke zwischen gegensätzlichen Lagern im Katholizismus zu schlagen". Zudem gelte er als "Schlüsselfigur" in den aktuellen kirchlichen Debatten um Reformen, Glaubensfragen und Traditionen. (KNA)