Standpunkt

Evangelischer Kirchentag und Katholikentag – in Zukunft nur ökumenisch

Veröffentlicht am 29.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Felix Neumann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wenn morgen der Evangelische Kirchentag beginnt, sind wieder viele Katholiken Gäste und Helfer – so wie Katholikentage längst ökumenisch sind. Nur strukturell bleiben die Großevents streng konfessionell getrennt. Warum eigentlich, fragt Felix Neumann.

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Morgen beginnt der Evangelische Kirchentag in Hannover, in einem Jahr der Katholikentag in Würzburg. Wie immer: schön abwechselnd. Beide Traditionsveranstaltungen werden vor allem von Gläubigen der jeweiligen Konfession besucht. Die Schnittmengen zwischen beiden Veranstaltungen sind aber groß – bei den Teilnehmenden wie bei den Helfenden: Ob da eine evangelische Pfadfinderin oder ein katholischer die (immer selteneren) “Halle-überfüllt”-Schilder hochheben, ist egal. Was zählt, ist das Engagement. Viele Menschen pilgern Jahr für Jahr zu der einen wie der anderen Großveranstaltung.

Kirchentage wie Katholikentage wurden in den vergangenen Jahren kleiner. Erfolgsveranstaltungen bleiben sie, und sie sind wichtige Leuchttürme für gesellschaftliches und politisches Engagement aus christlicher Verantwortung. Genauso sind sie durch ihre Gottesdienste, Bibelarbeiten und Gesänge in Straßenbahnen und Bussen spirituelle Wegzehrung für all die Ehrenamtlichen, die unter dem Jahr die Gemeinden am Laufen halten.

Es stellt sich aber wie bei vielen Traditionsgütern in den Kirchen die Frage: Wie lange noch? Wie lange noch können derartig ressourcenintensive und aufwendige Veranstaltungen nach dem hergebrachten konfessionellen Paradigma aufrecht erhalten werden? Noch tragen die Strukturen, auch wenn sie von innen durch wegbrechende Mitgliederzahlen und von außen durch eine kritische und zunehmend sparsame säkulare Öffentlichkeit unter Druck stehen.

Noch leisten sich beide Träger – die katholischen und evangelischen Organisationen – den Luxus, die konfessionell hergebrachten Strukturen fortzuschreiben. Ökumenische Kirchentage blieben die Ausnahme: 2003 in Berlin, 2010 in München, 2021 unter Corona-Bedingungen in Frankfurt. Immer länger wurden die Abstände statt kürzer.

Angesichts einer Gesellschaft, in der weniger als die Hälfte der Menschen zu einer der christlichen Kirchen gehören, und in der es absehbar noch weniger wird, müssen Menschen, denen an der christlichen Stimme in der Welt gelegen ist, alles Konfessionelle auf den Prüfstand stellen: Ist hier das Evangelische und das Katholische wirklich unterscheidend anders, oder ist die konfessionelle Trennung Selbstzweck und leere Tradition? Geht es nicht gemeinsam, ökumenisch? Wenn Kirchentage und Katholikentage langfristig an ihrer Zukunft gelegen ist, dann braucht es Ökumenische Kirchentage.

Von Felix Neumann

Der Autor

Felix Neumann ist Redakteur bei katholisch.de und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.