Standpunkt

Ein Mann, der die Kirche rettet! Das Konklave beginnt

Veröffentlicht am 07.05.2025 um 00:01 Uhr – Von Carina Adams – Lesedauer: 

Bonn ‐ Mit dem Beginn des Konklave ist ein Thema in aller Munde: die Papabili. Für Carina Adams zeigt sich in der Diskussion über möglicherweise geeignete Kardinäle für den Stuhl Petri vor allem eins: Das System krankt.

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Über kein Thema wurde im Vorfeld des Konklaves so heiß diskutiert wie über die "Papabili". Welcher Kardinal kann Papst?

Ein Konservativer mit kritischer Haltung gegenüber "Fiducia Supplicans" und dem Fokus "Neuevangelisierung"? Ein progressiver Kardinal mit Blick auf das Frauendiakonat? Ein "Mann der Mitte"? Die Diskussion zeigt vor allem eines: Das System krankt.

Bei der Frage nach den Papabili geht es ausschließlich darum, einen Kandidaten zu finden, der den eigenen Ideen möglichst genau entspricht. Der soll dann mithilfe der päpstlichen Gewalt möglichst alles und möglichst schnell so umsetzen, wie man selbst es sich wünscht.

Dabei werden die 133 Kardinäle in den kommenden Tagen über die Zukunft einer Kirche von über 1,4 Milliarden Mitgliedern entscheiden. Darunter sind viele, die ein Frauendiakonat für unmöglich halten, und viele, die einen neuen Umgang mit LGBTQ+-Personen fordern, und viele, die sich endlich einmal wieder auf die Neuevangelisierung konzentrieren wollen.

Und alle diese Menschen gilt es zu vereinigen in der "Una Sancta Catholica". Eine Mammutaufgabe, die in den kommenden Tagen einem Mann in die Hände gelegt werden wird. Denn so schön die Rede von der Teilhabe und der Austausch bei der Weltsynode war: Anders als bei der Bundestagswahl, die viele Wähler mit der Frage "Was ändert meine Stimme wirklich?" frustriert hat, gibt es beim Konklave tatsächlich überhaupt gar nichts, was das Volk der Gläubigen tun kann. Es besteht nicht einmal ein Einfluss auf die wählenden Kardinäle, die allein von den vorherigen Päpsten ausgewählt wurden.

Immer noch stammen 12 Prozent von ihnen aus Italien, wenig repräsentativ für die Zahlen der weltweiten Gläubigen. Das Konklave zeigt wie kein anderes Kirchenereignis: Hinter verschlossenen Türen wird die Macht über die größte Religionsgemeinschaft der Welt einem Mann in die Hände gelegt.

Das aufgeregte Rätseln über Papabili beinhaltet die Sorge – ob konservativ oder progressiv –, dass die eigenen Interessen in Zukunft nicht relevant sein werden. Und sie lässt die möglicherweise am Ende begünstigte Seite vielleicht sogar auf ein "Durchregieren" hoffen. Einheit in Vielfalt wird angesichts dieser Machtlosigkeit uninteressant. Denn sie lässt den Gläubigen nichts anderes übrig, als eins: auf diesen einen Mann zu hoffen, der die Kirche rettet. Was auch immer das für jeden Einzelnen heißen mag.

Von Carina Adams

Die Autorin

Carina Adams ist Redakteurin bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.