Nach Berichten über reaktionäre Ansichten des Zisterzienserpaters

Katholische Fakultät distanziert sich von Heiligenkreuzer Theologen

Veröffentlicht am 07.05.2025 um 11:55 Uhr – Lesedauer: 

Innsbruck ‐ Der Heiligenkreuzer Theologe Edmund Waldstein soll laut Medienberichten Teil eines rechtskonservativen und reaktionären Netzwerkes mit besten Beziehungen in oberste Kreise der US-Politik sein. Das hat nun wohl Konsequenzen für seine Habilitation.

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Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck hat sich von dem Heiligenkreuzer Zisterzienserpater und Theologen Edmund Waldstein distanziert und ihm nahegelegt, auf die geplante Einreichung seiner Habilitationsarbeit zu verzichten. Das bestätigte der Dekan der Fakultät, Wilhelm Guggenberger, der österreichischen Presseagentur Kathpress. Als Begründung führte Guggenberger Medienberichte an, die Waldstein in die Nähe von rechtskonservativen und reaktionären Netzwerken gerückt hatten. Man habe sich bereits im vergangenen Jahr nach einem kritischen Bericht in der österreichischen Wochenzeitung "Falter" mit Waldstein zusammengesetzt. Nach einer "nur halbherzigen Distanzierung" von den Vorwürfen und weiteren Berichten auf dem Internetportal "Feinschwarz" und in der Wochenzeitung "Die Furche" sei nun das Maß voll gewesen.

Konkret soll es laut Kathpress um den Vorwurf gehen, Waldstein, der an der Hochschule Heiligenkreuz und an der Katholischen Hochschule ITI in Trumau lehrt, sei so etwas wie eine Gallionsfigur des "Neo-Integralismus" mit Verbindungen bis in die obersten Kreise der US-Politik um Vizepräsident J.D. Vance. Diese Bewegung stellt laut den Theologinnen Sigrid Rettenbacher und Angelika Walser die liberale Demokratie in Frage und votiert für eine Unterordnung der weltlichen Gewalt unter die geistliche Gewalt. Zu einem ähnlichen Urteil kam auch die Konrad-Adenauer-Stiftung, die unter Nennung Waldsteins vor der Aktualität der Bewegung auch in Europa warnte. Zitiert würden in dem Zusammenhang auch immer wieder positive Äußerungen Waldsteins zur Todesstrafe für Häretiker.

"Im Widerspruch zum Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils"

Mit seinen Ansichten stehe Waldstein "im Widerspruch zum Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils", so Guggenberger weiter. Damit sei es auch praktisch ausgeschlossen, dass seine Habilitation in einem Verfahren von einem der nötigen drei Gutachten positiv beurteilt werden würde.

Die Hochschule Heiligenkreuz meldete sich unterdessen am Dienstag mit einer Stellungnahme zu Wort. Darin wies sie den Bericht in der "Furche" zurück, in dem eine Verbindung Waldsteins zu christlich-fundamentalistischen Gruppierungen und Gewaltandrohungen gegen Theologinnen in den Raum gestellt worden waren. Der Bericht, in dem von Drohbriefen, Telefonterror und Störungen der Nachtruhe die Rede ist, bleibe entsprechende Belege schuldig. Auch bekenne man sich "ganz entschieden" seitens der Hochschule "zu liberaler, offener Demokratie und Rechtsstaat" und halte dies für eine "unaufgebbare Voraussetzung für Forschung und Lehre an der Hochschule". Einige Äußerungen Waldsteins würden auch in der Hochschule Heiligenkreuz "mehrheitlich kritisch" gesehen – man sei diesbezüglich bereits mit ihm im Gespräch, hieß es in der Stellungnahme weiter. Außerdem sehe Waldstein einige seiner früheren Äußerungen "zunehmend kritisch" und habe dies auch korrigiert. Zudem würden manche Begriffe "Übersetzungsschwierigkeiten" mit sich bringen und missverständlich sein. "Pauschalverurteilungen" weise man jedoch entschieden zurück.

Waldstein: Bin "zutiefst bestürzt über diese Anschuldigungen"

Tatsächlich wurde Waldstein in den jüngsten Medienberichten mit einer steigenden Zahl von Drohungen und Übergriffigkeiten gegenüber Frauen in der Theologie in Verbindung gebracht. Offenbar würden "internationale antidemokratische christliche Netzwerke" verstärkt auch in Österreich aktiv werden, so die Moraltheologin Walser in der "Furche". Sie sah Waldstein als eine Zentralfigur dieser Netzwerke an. Zuvor hatte die Linzer Theologin Rettenbacher geschrieben, dass es in den vergangenen Monaten "vermehrt zu Einschüchterungsversuchen und Übergriffen" gegenüber Theologinnen an österreichischen Fakultäten gekommen sei.

Waldstein selbst reagierte am Wochenende auf seinem Blog auf die Medienberichte. Er sei "zutiefst bestürzt über diese Anschuldigungen" und habe nicht mit Versuchen zu tun, Theologinnen und Theologen einzuschüchtern. Und weiter: "Ich verurteile solche Handlungen aufs Schärfste, wer auch immer sie begeht. Ich bin entsetzt über die Unterstellung, dass ich oder meine Arbeit etwas mit solchen Handlungen zu tun haben sollen." Zum Vorwurf, dem Integralismus anzuhängen, erklärte Waldstein: "Ich gebe offen zu, dass ich bei der Verteidigung der Lehren früherer manchmal zu weit gegangen bin, wenn es um die Anwendung der Prinzipien ging. Ich beabsichtige, solche Übertreibungen in Zukunft im wissenschaftlichen Dialog mit meinen Kritikern, denen ich für ihre konstruktive Kritik dankbar bin, zu korrigieren." (stz)