"Leo XIV. ist kein Papst der Restauration"

Sant'Egidio-Gründer: Franziskus wollte Leo XIV. als seinen Nachfolger

Veröffentlicht am 11.06.2025 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Seit seiner Wahl zum Papst wird immer wieder versucht, Parallelen und Unterschiede zwischen Leo XIV. und seinem Vorgänger auszumachen. Der neue Pontifex werde den Weg von Franziskus fortsetzen – aber anders, glaubt ein Experte.

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Aus Sicht des Kirchenhistorikers und Gründers der Laiengemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi, hat Papst Franziskus den damaligen Kardinal Robert Francis Prevost als seinen Nachfolger ausersehen. "Ich habe den Verdacht, aber keinen Beweis, dass Bergoglio in den letzten Jahren daran gedacht hat, (Prevost) zu seinem Nachfolger zu machen", sagte Riccardi laut dem Online-Portal "Religion News Service" (Dienstag) bei einer Pressekonferenz in Rom. Mit Ausnahme von Pius XI. sei es in der jüngeren Kirchengeschichte keinem Papst gelungen, einen Nachfolger für den Papstthron auszuwählen.

Bei einem ersten Treffen zwischen Bergoglio und Prevost im argentinischen Buenos Aires sei die Beziehung zwischen beiden Kirchenmännern noch schwierig gewesen, sagte Riccardi. Das Verhältnis habe sich mit der Zeit aber verbessert und Franziskus habe ihn schließlich 2023 zum Leiter des einflussreichen Bischofsdikasteriums ernannt. Spätestens als Franziskus ihn im Februar 2025 zum Kardinalbischof – der höchsten Kardinalsstufe der Kirche – erhoben habe, sei sein Stern aufgestiegen.

"Er ist nicht der Anti-Bergoglio"

Die vor dem Konklave abgehaltenen Generalkongregationen der Kardinäle waren laut Riccardi "ein Prozess gegen Papst Franziskus". Auch wenn die Kardinäle in Interviews die Einheit und den Dialog betont hätten, zeigten durchgesickerte Dokumente und Aussagen eine polarisierte Kirche nach dem Tod von Franziskus. Das Konklave selbst sei jedoch "sehr einfach" gewesen.

"Papst Leo XIV. ist kein Papst der Restauration", betonte der Kirchenhistoriker. "Er ist nicht der Anti-Bergoglio." Und weiter: "Papst Leo wird den von Papst Franziskus eingeschlagenen Weg mit einem anderen Ansatz und einem anderen Charakter fortsetzen." Riccardi widersprach dabei auch Interpretationsversuchen, Leo XIV. aufgrund seiner Kleiderwahl oder seines Wohnortes als konservativ oder progressiv einzuordnen.

Riccardi arbeitete eng mit dem Heiligen Stuhl und Papst Franziskus zusammen, um diplomatische Beziehungen in Krisengebieten zu ermöglichen. So half er dem Bericht zufolge unter anderem bei der Aushandlung der Friedensverträge in Mosambik und Guatemala. (cbr)