Bistum Münster nimmt Stellung

Katholische Kirchengemeinde lädt AfD-Rat aus – Streit um Prozession

Veröffentlicht am 17.06.2025 um 12:26 Uhr – Lesedauer: 

Emmerich ‐ Erst wurde der AfD-Stadtrat zur Prozession eingeladen, dann wieder ausgeladen. Die katholische Kirche will keine politische Instrumentalisierung, heißt es. Der Politiker fordert nun eine Debatte.

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Erst wurde der Stadtrat ein-, dann wieder ausgeladen: In Emmerich zeigt sich aktuell das schwierige Verhältnis von Kirche und AfD. Wie die "Rheinische Post" am Sonntag berichtete, hatte die katholische Christophorus-Kirchengemeinde wie üblich die Mitglieder des Emmericher Rates zur Stadtprozession am Sonntag nach dem Fest Mariä Heimsuchung, also am 7. Juli, eingeladen.

Dabei schreibe die Gemeinde den Bürgermeister an, der die Einladung an die Ratsmitglieder weiterleite. So auch an AfD-Chef und Bürgermeisterkandidat Christoph Kukulies. In einem Facebook-Beitrag der AfD Emmerich von Freitag heißt es, weil sich die katholische Kirche von seiner Partei distanziere, habe Kukulies beim Stadtpfarrer nachgefragt, ob die Einladung allen Ratsmitgliedern gelte. Pfarrer Bernd de Baey habe ihn daraufhin gebeten, auf die Teilnahme an der Prozession zu verzichten, da es sich um einen Gottesdienst und nicht um eine politische Veranstaltung handle, so die AfD.

Bistum: Keine politische Vereinnahmung

Das Bistum Münster erklärte hierzu in einer Mitteilung, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt: "Jede und jeder, der/dem es ein ehrliches Anliegen ist, kann an Gottesdiensten oder Prozessionen teilnehmen." Man verstehe die Aussage von Pfarrer de Baey so, "dass er die Sorge hat, dass das AfD-Ratsmitglied – das nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren nicht an der Prozession teilgenommen hat und aus der katholischen Kirche ausgetreten ist – die Teilnahme an der Prozession für politische Zwecke instrumentalisieren könnte. Das geht aber selbstverständlich nicht."

Kukulies von der AfD lädt de Baey deshalb via Facebook-Post zu einer Podiumsdiskussion ein. Es sei Zeit, sich über "Sinn und Unsinn einer Brandmauer zu Menschen, die der Politik der AfD nahe stehen", auszutauschen, so der Politiker. Gerade die Kirche solle vermitteln und nicht spalten. Ob es zu dem öffentlichen Gespräch kommen wird, ist ungewiss: Pfarrer Bernd de Baey wollte sich auf Nachfrage der KNA am Dienstag nicht zu dem Sachverhalt äußern. Das Bistum betonte: "Weder die katholische Kirche noch der demokratische Rechtsstaat sollten sich von der AfD für ihre Zwecke benutzen lassen. Die AfD ist eine Partei, die Positionen vertritt, die mit dem christlichen Menschenbild unvereinbar sind." (KNA)