Experte erklärt Faszination und Probleme um Carlo Acutis
Carlo Acutis hat nach den Worten des deutschen Pilgerseelsorgers in Assisi für verschiedene Generationen ganz unterschiedliche Bedeutungen. Für viele Eltern oder Großeltern sei der 2006 verstorbene Teenager, der im September heiliggesprochen werden soll, eine "Trostgestalt", erklärte Thomas Freidel am Mittwoch dem katholischen Kölner Internetportal "domradio.de".
Freidel sagte, in vielen Gesprächen erfahre er, dass Eltern und Großeltern enttäuscht darüber seien, dass sie zwar ihren Glauben gelebt hätten, es aber nicht geschafft hätten, ihn an ihre Kinder und Enkel weiterzugeben. So sei Carlo "eine Sehnsuchtsgestalt".
Auch ihm selbst bedeute Carlo Acutis etwas anderes als vielen jungen Leuten, die ihn heute verehren und für die er ein aktuelles Glaubensbeispiel gebe: Carlo sei "in der Phase der jugendlichen Begeisterung für den Glauben" gestorben, die viele ähnlich erlebt hätten. "Damit macht er mich nachdenklich und ich frage mich, wie ich damals in dem Alter war? Was habe ich über den Glauben gedacht?", schilderte Freidel. Für ihn persönlich stelle sich die Frage, wie er das weiter trage, was er als Jugendlicher mit Begeisterung gelebt habe. "Wo hat sich meine Meinung geändert? Wo bin ich vielleicht vorwärtsgekommen und habe in gewissem Sinne Fortschritte gemacht?"
Logistische Probleme in Assisi
Der Pilgerseelsorger berichtete außerdem, die Acutis-Verehrung stelle Assisi vor logistische Probleme. Wie Carlo es sich gewünscht habe, sei der in Mailand lebende Jugendliche nach seinem Tod in Assisi beigesetzt worden: Zunächst auf dem städtischen Friedhof, später in der Kirche Santa Maria Maggiore. "Aber die ist klein und ziemlich eng", schilderte Freidel.
Gleiches gelte für die Altstadt von Assisi: "Die Straße zum Beispiel, die an der Maria Maggiore Kirche vorbeiführt, ist eine der letzten Durchfahrtsstraßen, die es hier noch gibt und über die der ganze Verkehr läuft. Alle Menschen, die hier leben, müssen hier durch, genauso wie die Lieferungen für die Gasthöfe und so weiter." Deshalb gebe es angesichts von Millionen Acutis-Pilgern Bedenken und Kritik. So sei noch offen, "wie die Dinge weitergehen und wie vielleicht in Zukunft andere Entscheidungen getroffen werden". (KNA)
